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Privatsender gibt die
Verschlüsselung auf

Kartellamt schiebt Bezahlfernsehen Riegel vor


Bonn/München (dpa). Der TV-Konzern ProSieben/Sat.1 hat das Vorhaben aufgegeben, seine digitalen Fernsehprogramme über Satellit nur noch verschlüsselt auszustrahlen. Das Bundeskartellamt hatte gegen diese Pläne, die eine Monatsgebühr für die Kunden vorsahen, Bedenken erhoben. Die Behörde hatte gestern in dem Vorhaben eine verbotene Kartellabsprache zwischen den Sendergruppen ProSieben/Sat.1 und RTL gesehen und eine Abmahnung des Geschäftsmodells angedroht.
Kartellamtspräsident Ulf Böge erklärte: »Die schon seit Jahren bestehende Planung beider Sendergruppen, digitales Fernsehen zu verschlüsseln, um es gegen Entgelt zu vermarkten, legte den Verdacht nahe, dass es sich um eine abgestimmte Strategie handelt. Würde nur eine Sendergruppe die Verschlüsselung mit einer Freischaltgebühr einführen, müsste sie einen erheblichen Einbruch bei Zuschauern und Werbeeinnahmen befürchten.« Mit der Aufgabe des Modells durch eine der beiden Sendergruppen sei der Koordinierungsverdacht entfallen, so dass das Verfahren gegen RTL und ProSiebenSat.1 eingestellt werden könne. Sollte das Geschäftsmodell wieder aufgegriffen werden, werde das Verfahren fortgeführt.
Hauptkritikpunkt des Amts war, dass sich beide Sendergruppen »relativ risikolos am Wettbewerb vorbei eine zusätzliche Erlösquelle erschlossen hätten«. Dazu sei die Erhebung eines monatlichen Entgeltes durch den Satellitenbetreiber SES Astra vorgesehen gewesen, »wovon ein erheblicher Teil der Einnahmen den Sendergruppen zugeflossen wäre«.

Artikel vom 06.12.2006