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Klinsmann lässt
seinen Namen von
der Liste streichen

Bradley übernimmt das USA-Team

Los Angeles (dpa). Nach dem verpassten Titelgewinn mit der DFB-Elf bei der WM im eigenen Land wird Jürgen Klinsmann (42) die Fußball-Nationalmannschaft seiner Wahlheimat USA nicht zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika führen.
»Ich habe meinen Namen von der Kandidatenliste streichen lassen«, ließ der frühere Bundestrainer über seinen US-Vertrauten Warren Merserau mitteilen. »Ich stehe als Trainer nicht zur Verfügung.« Er habe die Verhandlungen mit dem Chef des amerikanischen Fußball-Verbandes (USSF), Sunil Gulati, abgeschlossen, erklärte Klinsmann. Der Schwabe galt als US-Wunschkandidat für die Nachfolge von Bruce Arena.
Warum die monatelangen Verhandlungen letztlich doch noch scheiterten, ist derzeit unklar. »Ich werde nicht über Details reden«, sagte Klinsmann. Sein Berater Roland Eitel bestätigte, dass die Gespräche bereits in einem fortgeschrittenen Stadium und »sehr konkret« gewesen seien. »Jürgen ist kein Typ, der sich nur zum Kaffeetrinken mit jemandem trifft«, sagte Eitel. Zu den Gründen des Scheiterns wollte auch er sich allerdings nicht äußern.
Das Gehalt, wie in den vergangenen Wochen teilweise kolportiert, dürfte nicht ausschlaggebend gewesen sein. Offenbar hatte Klinsmann - wie bei seinem zweijährigen Engagement für den Deutschen Fußball-Bund auch - eine Art Persilschein mit größtmöglichen Kompetenzen und Freiheiten bei wichtigen sportlichen Entscheidungen haben wollen. »Ich wünsche dem neuen Trainer der Nationalmannschaft der USA viel Glück und danke Sunil für die Gelegenheit, Ideen auszutauschen«, sagte Klinsmann.
Nach dem dritten WM-Platz mit der deutschen Mannschaft hatte er seinen Vertrag mit dem DFB nicht verlängert und eine Auszeit bis zum Jahresende angekündigt. Zuletzt kümmerte sich der 108-malige Nationalspieler wieder verstärkt um seine Firma Soccersolutions. Doch über kurz oder lang dürfte er wieder einen Trainerjob anstreben, nachdem er beim »Projekt WM 2006« großen Gefallen an der Tätigkeit gefunden hatte. Auf die Frage, ob der frühere Bundesliga-Stürmer des FC Bayern München und VfB Stuttgart bereits andere Pläne habe, sagte Eitel: »Es gibt keinen Plan B.«
Auch der US-Verband scheint nach Klinsmanns Absage keine kurzfristige Alternative in der Schublade zu haben. Vorerst wird Bob Bradley, Trainer des Major-League-Clubs Chivas USA und des US-Olympia-Teams für 2008, als Interimscoach arbeiten. Bruce Arenas Vertrag war nach dem WM-Vorrundenaus nicht verlängert worden. Zuletzt wurden auch der ehemalige englische Nationalcoach Sven-Göran Eriksson, der mit Argentinien an Klinsmanns Mannschaft im WM-Viertelfinale gescheiterte Argentinier José Pekerman und Gerard Houllier, Trainer des französischen Meisters Lyon, als Kandidaten für den Posten als US-Coach gehandelt.
Erst im Frühjahr 2007 will der USSF nun einen Coach präsentieren. Die erste Partie des neuen Jahres gegen Dänemark wird im Januar in Carcon ausgetragen - unweit von Klinsmanns Wohnsitz nahe Los Angeles.

Artikel vom 09.12.2006