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Antrieb aus dem Rückraum

Handball-EM: Nadine Krause führt das deutsche Team

Göteborg (dpa). In Deutschland konkurrenzlos, im Ausland begehrt und in der Nationalmannschaft nicht zu ersetzen: Nadine Krause soll als neue Leitwölfin die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) bei der EM ab morgen zu alten Höhen führen.

»Sie ist der Jo Deckarm des Frauen-Handballs«, meinte Bundestrainer Armin Emrich und adelte sein Rückraum-Ass durch den Vergleich mit dem Mann vom VfL Gummersbach, der in den 70er Jahren einer der weltbesten Handballer war. Auf der Königsposition im linken Rückraum ist Nadine Krause sowohl bei Bayer Leverkusen als auch in der Auswahl nicht wegzudenken. »Sie ist eine komplette Spielerin in Angriff, Abwehr, Gegenstoß und Rückzugsphase. Und sie ist eine echte Mannschaftsspielerin. So, wie ich sie in den letzten zwei Jahren kennen gelernt habe, so war Jo Deckarm«, sagte Emrich.
Die Qualitäten Krauses werden von der ersten Minute des EM-Turniers an gefordert sein. Denn in der Vorrunde in Göteborg will der EM-Fünfte in der Gruppe B gegen Polen morgen (17 Uhr), Slowenien am Freitag (17 Uhr) und Titelverteidiger Norwegen am Sonntag (16.30 Uhr, jeweils live im DSF) die Basis für das Erreichen der Hauptrunde (12. bis 14. Dezember) schaffen. »Gegen Polen ist ein wichtiges Spiel. Letztes Jahr haben wir das gut gelöst«, sagte die »Handballerin des Jahres«.
Nicht erst seit ihrem WM-Auftritt in Russland ist die Ausnahme-Handballerin, die 1999 bereits als 17-Jährige, damals für die HSG Blomberg-Lippe spielend, in der DHB-Auswahl debütierte, auch bei Europas Spitzenclubs gefragt. Während die 24-jährige Studentin 2005 noch demonstrativ ihren Vertrag bei Bayer Leverkusen bis 30. Juni 2007 verlängerte, gab sie nun dem Werben nach. »Ja, ich gehe nach Dänemark«, kündigte sie ihren Wechsel in die stärkste Frauen-Liga der Welt an. Für welchen Verein sie künftig aufläuft, behält sie zunächst für sich.
In Leverkusen wird Krause eine große Lücke hinterlassen, der Nationalmannschaft bleibt sie erhalten. Doch einen Ausfall könnte die junge Auswahl wohl kaum verkraften. »Wir haben keine echte Nummer zwei gefunden hinter Nadine«, bekannte Emrich, dass bislang weder die Nürnbergerin Ania Rösler noch Angie Geschke aus Frankfurt/Oder annähernd das Format Krauses haben.
Trotzdem ist für den Bundestrainer, der Weltmeister Russland, Norwegen und Ungarn als Titelanwärter nennt, mindestens der sechste Rang der Maßstab. »Die EM ist ein konzentrierteres Feld. Da wollen wir uns behaupten«, erklärte er. Denn es geht um viel: Der Europameister ist für Olympia 2008 in Peking qualifiziert, die ersten Drei für die WM 2007 in Frankreich und die ersten Fünf für die EM 2008 in Mazedonien.

Artikel vom 06.12.2006