06.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Natur als poetisches Spektakel

Fotografien von Jürgen Rehrmann in der Kommunalen Galerie

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Auf den ersten Blick sieht der Betrachter nur ein undurchdringliches Dickicht und Gewusel aus Laub und Zweigen, auf den zweiten meint man einen Ausschnitt Natur zu betrachten, dem ein gewolltes Kompositionsprinzip zugrunde liegt. In den Fotografien von Jürgen Rehrmann (45) gehen Urwuchs und gezielte Gestaltung eine kunstvolle Symbiose ein.

»Brushwood Noise« (Unterholz-Geräusche) heißt der Bilderzyklus von Jürgen Rehrmann, den die Kommunale Galerie ab heute ausstellt. Dabei handelt es sich um eine Serie von Bildern, die über einen Zeitraum von gut zehn Jahren auf den zahlreichen Reisen des Berufsfotografen entstand.
Neben den Auftragsarbeiten schweifte der Blick des Reisenden immer wieder vom Wegesrand ab. Rehrmann fotografierte Gräser und Dornen, Büsche und Urwald. Entgegen den genretypischen Bildern, die sich häufig auf schmalem Grat zwischen Kunst und Kitsch bewegen, inszeniert Rehrmann mit seiner Reisebegleiterin »Leica« Natur als poetisches Spektakel, als malerisches Schauspiel. Regie führt der Fotograf, dem es um »gezielte Blickführung« geht.
Inspiriert von seinen Vorbildern Joel Meyerowitz und Lee Friedländer, macht Jürgen Rehrmann das Banale zum Besonderen. Das gelingt ihm mittels eines bewusst gewählten Ausschnitts, eines strukturellen Fragments der Wirklichkeit. Bei längerer Betrachtung -Ê in einige Bilder scheint man förmlich hereinkriechen zu können -Ê gesellt sich zum visuellen Eindruck ein auditiver: Man meint das Knacken und Rascheln des Unterholzes und das Säuseln des Windes hören zu können. Jürgen Rehrmanns Fotografien bieten somit auch einen synästhetischen Kunstgenuss.
Der gebürtige Warburger setzt seine beruflichen Schwerpunkte im Bereich journalistischer und unternehmerischer Auftragsarbeiten. Nach einer Fotografenlehre studierte er von 1984 bis 1991 an der FH Bielefeld und legte sein Diplom bei Jürgen Heinemann ab. Seit 1989 ist Rehrmann freiberuflich tätig.
Die Ausstellung wird um 18 Uhr eröffnet und kann noch bis zum 2. März in der 1. Etage des Neuen Rathauses am Niederwall besichtigt werden.

Artikel vom 06.12.2006