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Mord: Geliebte will nur Buchhaltung manipuliert haben

Anklage gegen fünf Tatverdächtige in Vorbereitung - OLG Hamm muss über Haftbeschwerde entscheiden

Frank W. ist tot. Den Mordauftrag soll seine Geliebte Axana P. aus Espelkamp erteilt haben.

Von Christian Althoff
Bielefeld/Espelkamp (WB). Drei Monate nach dem Mord an dem Bielefelder Kaufmann Frank W. (41) droht seiner früheren Geliebten Axana P. (35) aus Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) sowie ihren vier mutmaßlichen Komplizen eine Anklage wegen gemeinschaftlichen Mordes. »Ich gehe davon aus, dass die Anklage bis Ende des Monats fertiggestellt ist«, sagte gestern Staatsanwalt Christoph Mackel. Dagegen erklärte Dr. Jürgen Thiel, der Rechtsanwalt von Axana P., seine Mandantin werde »spätestens Weihnachten frei sein«.
Der Staatsanwalt geht davon aus, dass Axana P. als Mitarbeiterin des Reinigungsunternehmens Piepenbrock in Bielefeld Geld unterschlagen hat. Sie soll 400-Euro-Kräfte erfunden und den Lohn an sich selbst ausgezahlt haben - insgesamt einen sechsstelligen Betrag. Frank W., ihr Geliebter und Chef, soll ihr auf die Schliche gekommen sein. Deshalb soll die Russin zwei Landsmänner beauftragt haben, einen Killer zu suchen. Ein Russe und ein Deutschrusse sollen die Tat am 7. September verübt haben, alle fünf sitzen in U-Haft.
»Meine Mandantin hat kein Geld unterschlagen und damit auch kein Mordmotiv«, erklärte gestern Dr. Jürgen Thiel aus Minden. Axana P. habe »mit Wissen und Wollen der Osnabrücker Piepenbrock-Zentrale die Buchhaltung so kreativ geführt«, dass Piepenbrock die Löhne im Rahmen von 400-Euro-Verträgen zahlen konnte - auch wenn mehr gearbeitet worden sei. So habe das Unternehmen Abgaben gespart. Piepenbrock-Sprecher Dr. Uwe Wilke sagte, die Darstellung des Anwaltes sei haltlos: »400 Euro-Verträge sind für uns unter dem Strich teurer als normale Arbeitsverträge.« Es habe keine Anweisung an Frau P. gegeben, irgendetwas zu manipulieren. »Wenn sie getrickst hat, dann zur persönlichen Bereicherung.«
Rechtsanwalt Thiel sagte, er nehme an, dass das Oberlandesgericht (OLG) Hamm seiner Haftbeschwerde vor Weihnachten stattgeben werde. Dagegen ist Staatsanwalt Mackel zuversichtlich, dass die Hauptverdächtige hinter Gittern bleibt: »Es besteht weiterhin dringender Tatverdacht.« Mackel verwies darauf, dass einer der mutmaßlichen Komplizen zugegeben habe, von Axana P. den Auftrag bekommen zu haben, einen Killer zu suchen. Außerdem lasse sich über Handydaten das Beziehungsgeflecht der Tatverdächtigen nachvollziehen.

Artikel vom 05.12.2006