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»Der Strafraum riecht nach Bratwurst«

Willi Landgrafs Aachener Erinnerungen: Heimvorteil und Höhepunkte


Aachen (WB/klü). Von 1999 bis 2006 pflügte Willi Landgraf unten über den Tivoli-Rasen, zuletzt kam er sogar von oben. Mit dem Fallschirm schwebte er zur Oberhaus-Rückkehr am 19. August gegen den FC Schalke 04 ein. Den Absprung hatte der Routinier schon vorher gemacht: »Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Und der Aufstieg mit der Alemannia, der war wunderschön.«
Willi Landgraf (38) verabschiedete sich als stolzer Zweitliga-Rekordmann. 508 Spiele im Unterhaus, das dürfte so schnell kein Konkurrent überbieten: »Ich hätte weitermachen können, mein Vertrag galt auch für die erste Bundesliga. Aber was sollte das? Da wäre ich doch höchstens auf ein paar Kurzeinsätze gekommen.«
Für einen Dauerrenner und Dauerbrenner wie Landgraf war das keine Alternative. Die boten die Königsblauen. Da ist er weiter am Ball, in der Oberliga-Elf des FC Schalke 04. »Die tritt als U-23-Auswahl an, ich bin mit meinen 38 Lenzen der Leader. Es macht Spaß mit der Truppe.«
Aber die richtigen Fußball-Feiertage, die hat er am Tivoli erlebt: »eine tolle Zeit«. Der Profi machte in seiner endlos langen Laufbahn auch einmal in Ostwestfalen Station. Von 1997 bis 1999 spielte er für den Zweitligisten FC Gütersloh. »Ganz nett«, blickt Landgraf zurück - aber natürlich kein Vergleich zu Aachen. In der Kaiserstadt, da war der »Williiii« ein kleiner König und der erklärte Publikums-Liebling.
Landgraf zahlte mit Leistung zurück: »Es war immer wieder ein Kick, wenn es am Tivoli rund ging. Heute heißen die großen Kästen Arena oder Park, in Aachen steht ein richtiges Stadion. So wie früher. Familiär, mit einer fantastischen Atmosphäre. Da riecht es im Strafraum noch nach Bratwurst.«
Die Zuschauer ganz dicht dran, die Atmosphäre ist immer aufgeladen. Landgraf lächelt noch heute: »Ja, da wussten die Gegner anschließend, was das heißt: Auswärtsspiel.« Heimvorteil Alemannia. Und der könnte entscheidend sein, wenn der Aufsteiger nicht gleich wieder absteigen will. Selbstverständlich verfolgt Landgraf den »Klassenkampf« seines alten Vereins: »Es wird sehr schwer. Aber ich drücke den Jungen die Daumen. Es ist wichtig, dass sie nach dem 2:1 in Wolfsburg auch im letzten Vorrunden-Spiel gegen den Hamburger SV voll punkten. Die brauchen unbedingt noch ein bisschen Winterspeck.«

Artikel vom 16.12.2006