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Vater zu langer
Haft verurteilt

Vier Monate altes Baby misshandelt

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Der Vorsitzende Richter Michael Reineke nannte die Tat »widerlich und abscheulich«: Zu drei Jahren und drei Monaten Haft hat das Landgericht Detmold gestern Sascha H. (25) verurteilt. Er hatte seine 16 Wochen alte Tochter brutal misshandelt.
Sascha H. hatte das Verbrechen gestanden.
Reineke erklärte in der Urteilsbegründung, Sascha H. sei nicht der typische Kinderhasser. Er sei immer fürsorglich mit seiner Tochter Lara umgegangen - bis es am 7. Juli zum Gewaltexzess gekommen war. Als das Mädchen morgens um 6 Uhr schrie und sich nicht mehr beruhigen ließ, habe der Vater an dem Säugling seine Wut darüber ausgelassen, dass seine Lebensgefährtin die Nacht mit dem gemeinsamen Sohn (1) bei einem anderen Mann verbracht habe. »Dabei haben Sie nicht einfach die Nerven verloren, sondern alle Grenzen überschritten. Die Fotos des misshandelten Babys lassen sich mit Worten nicht beschreiben!«, sagte der Richter zu Sascha H., den das Urteil zumindest äußerlich unbeeindruckt ließ.
Die schweren Verletzungen des Babys hatte Staatsanwältin Christa Brinkforth-Pekoch zuvor in ihrem Plädoyer noch einmal aufgezählt: »Blaue Flecken in Höhe der Nieren, an Rücken, Po, Oberschenkeln und im Gesicht, dazu ein acht Zentimeter langer Schädelbruch - die Gewalteinwirkung muss unsäglich gewesen sein!« Lara habe noch tagelang auf der Intensivstation weitergelitten. »Es ist ein Wunder, dass das Mädchen keine bleibenden Schäden davongetragen hat«, sagte die Anklägerin, die dreieinhalb Jahre Haft gefordert hatte.
Rechtsanwalt Dr. André Pott erklärte, wer die Fotos des Mädchens gesehen habe, müsse der Staatsanwältin eigentlich zustimmen. »Aber wir dürfen nicht vergessen, in welcher Situation mein Mandant war: Arbeitslos, von der Freundin betrogen, mit dem Kind überfordert.« Eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung sei deshalb angemessen, plädierte der Verteidiger.
Zum Auftakt des gestrigen Prozesstages hatte Gutachter Dr. Horst Sanner aus Paderborn vor einer Fortsetzung der Beziehung zwischen dem Angeklagten und seiner Lebensgefährtin gewarnt: »Diese Beziehung war konfliktreich, und sie wird es bleiben. Da sind Lara und ihr Bruder weiter in Gefahr!« Sanner riet dem Angeklagten zu einer Therapie gegen seine Aggressionen, die etwa drei Jahre dauern werde: »Sie müssen hart an sich arbeiten.«

Artikel vom 05.12.2006