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Schwungvoller Jubel,
geschmeidige Frische

VHS-Kammerchor führte Haydns Theresien-Messe auf

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Liebhaber geistlicher Chormusik hatten am ersten Advent die Qual der Wahl. Wer dem VHS-Kammerchor den Vorzug gab, der in der Altstädter Nicolaikirche Werke von Joseph und Michael Haydn aufführte, wurde mit einer ansprechenden Leistung bedacht.

Garant dafür war einmal mehr der von Carsten Briest sattelfest einstudierte Chor, die »Camerata per occasionem«, ein Gelegenheitsorchester mit professionellen Musikern an den Schlüsselpulten, sowie ein Solistenquartett von Format.
Joseph Haydns Theresien-Messe, die vierte der sechs großen Messvertonungen, die Haydn nach seiner Rückkehr aus England schrieb, war somit in bewährten Händen. Entgegen der Annahme, die Messe verdanke ihren Beinamen der Kaiserin Marie Therese, der Gattin des österreichischen Kaisers Franz II., gehen neuere Forschungen davon aus, dass sie anlässlich des Namenstages von Fürstin Maria Hermenegild, der Ehefrau von Haydns Brotherrn Fürst Nikolaus von Esterházy, aufgeführt wurde. Haydn war ihr sehr verbunden, sorgte die Fürstin doch dafür, dass das Verhältnis zwischen ihrem selbstgefälligen adeligen Gatten und dem Kapellmeister halbwegs spannungsfrei blieb.
Entsprechend strahlend, feierlich, sinfonisch wie auch effektvoll in der Anlage stattete der Komponist das Werk aus. Briest trug dem festlichen Charakter mit schwungvollen Tempi und tänzelnder Leichtigkeit Rechnung, und sein Chor setzte die Vorgaben zumeist präzise um, zeigte zudem klangliche Frische und Geschmeidigkeit in den Fugen und sicheres Gespür für die Verzahnungen mit dem Solistenquartett, das mit Jessica Walden (Sopran), Bettina Pieck (Alt), Hugo Mallet (Tenor) und Hagen Matzeit (Bariton und Altus) zwar professionell besetzt war, klangfarblich indes nicht so recht harmonieren wollte. Dafür durfte man sich an der orchestralen Strahlkraft in Holzbläsern, Trompeten, Pauken und homogenen Streichern durchweg auch bei den beiden vorangestellten Jubelgesängen »Laudate populi« und »Laudate peri« von Michael Haydn erfreuen.

Artikel vom 06.12.2006