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Wasser macht geistig fit
Aktion »Trinken im Unterricht« verhilft Kindern in der Schule zu besserer Konzentration
Bielefeld (WB). Wer zu wenig trinkt, gefährdet seine körperliche Leistungsfähigkeit. Schon bei einem geringen Flüssigkeitsverlust wird das Gewebe nicht mehr ausreichend durchblutet. Die Muskelkraft lässt nach und den Hirnzellen fehlt Flüssigkeit. Müdigkeit, Merk- und Konzentrationsstörungen sind die Folgen. Gerade Schulkinder brauchen besonders viel Flüssigkeit - daher setzt sich die Initiative »Trinken im Unterricht« dafür ein, das bestehende Verbot zu lockern.
Ernährungsexperten bestätigen seit langem, dass Flüssigkeitsmangel bei Schülern zu Konzentrationsstörungen führen kann. Nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollen Sieben- bis 13-Jährige mindestens 1,2 Liter und 13- bis 15-Jährige mindestens 1,3 Liter pro Tag trinken - das ist das Minimum.
Entgegen der Empfehlung von Ernährungswissenschaftlern wird vielen deutschen Schülern nach wie vor verboten, während des Unterrichts zu trinken. Eine Forsa-Umfrage hat ergeben, dass zwar fast alle Lehrer den Zusammenhang zwischen ausreichendem Trinken und Konzentrationsfähigkeit kennen. Aber nur knapp die Hälfte erlaubt den Schülern, im Unterricht zur Wasserflasche oder zum Wasserglas zu greifen. Ein Viertel der Lehrer setzt sich mit der Trinkerlaubnis sogar gegen ein Verbot an ihrer Schule hinweg. Denn von allen deutschen Schulen erlauben nur zwölf Prozent das Trinken im Unterricht offiziell, an 42 Prozent der Schulen ist es verboten.
Ein Grund dafür, dass viele Lehrer das Trinken im Unterricht verbieten, ist offenbar die Sorge vor zu großer Unruhe im Klassenzimmer. Die Lehrer, die das Trinken verbieten, gehen davon aus, dass davon ihr Unterricht gestört wird. Dem widersprechen die Erfahrungen der Kollegen, deren Schüler sich etwas zu trinken mit in den Unterricht bringen dürfen. Viele von ihnen haben keinen negativen Einfluss auf den Ablauf des Unterrichts festgestellt. Sie bestätigen damit eine Studie des Instituts für Ernährungswissenschaft der Universität Bonn, wonach sich Trinken im Unterricht problemlos in den Schulalltag eingliedern lässt. Die Studie ergab zudem, dass die Kinder den ganzen Tag über besser mit Flüssigkeit versorgt sind, wenn sie im Unterricht trinken dürfen, denn die Menge, die sie dann trinken, entspricht in etwa der, die sie sonst im Tageslauf zu wenig aufnehmen.
Die Schirmherrin der Initiative »Trinken im Unterricht«, die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin und jetzige Vorsitzende von Unicef Deutschland, Heide Simonis, hat wiederholt an Lehrer, Schulen und Eltern appelliert, Schülern während des Unterrichts das Trinken zu erlauben. »Die Trinkerlaubnis im Unterricht ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zur richtigen Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Trinken im Unterricht ist vor allem dazu geeignet, die Konzentration der Schüler und damit ihre schulischen Leistungen zu fördern«, erklärt Simonis. Sie kritisiert, dass noch zu wenig Schulen dazu bereit seien, obwohl sich gezeigt habe, dass das Trinken den Unterrichtsablauf nicht störe.
Die von der deutschen Mineralwasser-Branche gemeinsam mit dem aid-Informationsdienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft ins Leben gerufene Initiative »Trinken im Unterricht« hat sich zum Ziel gesetzt, Schülern im Unterricht das Trinken zu erlauben. Der Grund: Schon bei einem geringen Flüssigkeitsverlust wird das Gewebe nicht mehr ausreichend durchblutet. Die Muskelkraft lässt nach und den Hirnzellen fehlt Flüssigkeit. Müdigkeit, Merk- und Konzentrationsstörungen und langsamere Reaktionen sind die Folgen.
Kleinkinder und junge Schulkinder brauchen besonders viel Flüssigkeit, denn der Wasseranteil am Körpergewicht ist bei ihnen deutlich höher als bei Älteren. Leider trinkt gerade diese Altersgruppe zu wenig, ergab eine Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung Dortmund. Dies kann auch daran liegen, dass in den meisten Schulen das Trinken nur in den Pausen erlaubt ist.
Aber gerade dann denken viele Schüler nicht ans Trinken.
Rund ein Viertel aller im Rahmen einer Untersuchung der Universität Paderborn befragten Schüler gab an, in den Pausen gar nicht oder nur selten zu trinken. Leider ist auch auf das Durstgefühl kein Verlass: Wer Durst verspürt, hat nämlich bereits deutlich zu wenig getrunken.

Artikel vom 08.12.2006