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Der Kunstschnee lockt die Winterkälte 

Am ersten Adventssamstag rückte Kunden das Weihnachtsfest erst richtig ins Bewusstsein

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Vor kalten Füßen musste wirklich niemand Angst haben«, lacht Hans-Rudolf Holtkamp, Geschäftsführer der Bielefeld Marketing GmbH, die den Weihnachtsmarkt organisiert hat. Die fast schon frühlingshaften Temperaturen haben aber niemanden von einem Besuch in der Innenstadt abgehalten. »Die Frequenz war gut«, sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. »Vor allem zwischen 14 und 16 Uhr war in Bahnhofstraße und Altstadt kein Durchkommen.«

Mit dem ersten Adventssamstag sei »bei vielen das bevorstehende Weihnachtsfest erst richtig ins Bewusstsein gerückt«, ist Genths Eindruck. Es sei viel gekauft worden - vor allem Spielwaren, Dekorationsartikel, Kosmetik und Unterhaltungselektronik, darunter besonders MP3-Player und Fernsehgeräte mit Flachbildschirm. Genth: »Der Umsatz lag leicht über dem des ersten Adventssamstag 2005 - da allerdings hat es auch geschneit.«
Schnee - das ist es, nach dem sich Henner Zimmat (»Sport Schlepper«) sehnt: »Warme Kleidung, Mützen, Schals, Handschuhe - um das verkaufen zu können, müsste es dringend kälter werden.« Die Kunden, die zur Jahreswende in die Berge zum Skifahren reisen, wüssten allerdings genau, was sie wollten. Zimmat: »Sie sind zielstrebig in ihren Kaufwünschen - und überzeugt, dass es noch richtig Winter wird.«
Zimmat versuchte vor seinem Geschäft in der Rathausstraße die Illusion von Schnee zu erwecken: mit Kunstschneegeriesel - zur Freude der Passanten. Winterkleidung wie dicke Jacken und warme Mäntel seien zurzeit Ladenhüter, bedauert Stefan Genth. Trotzdem: »Es war ein normaler erster Adventssamstag - ein guter Einstieg für den Handel.« Und er macht noch einmal aufmerksam: »Es sind in diesem Jahr nur drei Adventswochen bis zur Bescherung.«
Thomas Roth, der seit fünf Jahren immer samstags in der Vorweihnachtszeit den Paketbus auf dem Jahnplatz betreut, war überrascht, dass bereits zur Öffnung um 11 Uhr die ersten Kunden warteten, um Tüten und Päcken bei ihm zu deponieren. Roth: »Im Vergleich zum letzten Jahr wurden am Samstag deutlich mehr Geschenke in spe zur Aufbewahrung abgegeben.«
Geschenke am laufenden Band machten auch Sabine Tobin und Wilfried Oberschelp auf dem Altstädter Kirchplatz: Sie beschrifteten Lebkuchenherzen nach Wunsch. Oberschelp: »Meist mit einem Vornamen oder dem Satz ÝIch liebe dichÜ.« Dazu kann auch das Herzchen-Motiv passend ausgesucht werden: von der Geburtstagstorte über die Rose bis hin zu den »Wilden Kerlen«.
In der Spielwaren-Abteilung der Galeria Kaufhof griff Geschäftsführer Franz-Josef Pröll selbst mit ein: »Ich stelle mich an die Kasse - Spielzeug wie Playmobil, Lego und auch das Bielefeld-Monopoly verkaufen sich wie verrückt.« Auch das, was eigentlich als Geschenk in letzter Minute gilt, fand bereits interessierte »Christkinder«: Kosmetika und Parfüm. Bei Douglas in der Bahnhofstraße machten Lucia Lopopolo und Sylwia Macioszek aus Flakons und Kartons glanzvolle Geschenke mit Glitzerpapier und Seidenschleifen.
Und wer eine Pause benötigte, machte die auf dem Weihnachtsmarkt - am Wochenende ergänzt durch die Stände des »Karitativen Weihnachtsmarktes« auf dem Jodokus-Kirchplatz. Initiativen, Verbände, Vereine informierten und verkauften gleichzeitig Glühwein, Kekse, Stollen, Geschenkartikel und »Soziallose«.
Der Brunnen auf dem Alten Markt hat am Samstag ein Dach bekommen - als Schutz von Heißgetränk-Genießern vor, na ja, Schneefall. Hans-Rudolf Holtkamp ist hochzufrieden mit der ersten Weihnachtsmarktwoche: »Es herrscht allgemeine Zufriedenheit.« Auch die Häuschen in der Bahnhofstraße seien gut frequentiert. Hans-Rudolf Holtkamp: »Zumindest solange auch die Geschäfte dort geöffnet haben.«

Artikel vom 04.12.2006