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NRW schickt
Polizei an
die Schulen

Beamte sollen Gewalt verhindern

Düsseldorf/Bielefeld (dpa/WB/kol). Als Konsequenz aus dem Amoklauf von Emsdetten wird die Polizei auf alle Schulen des Landes zugehen, um potenzielle Amokläufer rechtzeitig zu erkennen. Das hat Innenminister Ingo Wolf (FDP) angekündigt. Der Verband Bildung und Erziehung fordert noch weiter gehende Schritte.
Innenminister Ingo Wolf: »Gewalt verhindern.«

»Da es für das Umfeld erkennbare Anzeichen gibt, bevor ein Jugendlicher zum Amokläufer wird, verstärken wir von sofort an die Zusammenarbeit der Polizei mit Lehrern, Eltern und Schülern«, sagte Wolf. »Wer Anzeichen für einen möglichen Amoklauf bemerkt, darf sich nicht scheuen, sofort die Polizei zu verständigen - zum Schutz der Mitschüler, Lehrer und auch des potenziellen Täters vor sich selbst«, riet der Minister. Die Täter befänden sich in einer psychischen Ausnahmesituation und benötigten umgehend professionelle Hilfe.
An den Schulen solle durch die Zusammenarbeit die Hemmschwelle gesenkt werden, sich bei Auffälligkeiten an die Polizei zu wenden. »Deswegen starten die örtlichen Polizeidienststellen jetzt nach und nach mit einem Kooperationsangebot an alle Schulen des Landes. Die Polizei berät und unterstützt, damit Mobbing erkannt und Gewalt bereits im Vorfeld unter Jugendlichen verhindert wird«, versprach der Innenminister.
Die Polizei informiere zunächst die Schulämter über das Angebot »Verhinderung von Gewalt an Schulen«. Von 1990 bis 2005 hat sich die Gewaltkriminalität unter Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden nach Ministeriumsangaben verdoppelt.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßte Wolfs Ankündigung, bezeichnete den verstärkten Polizeieinsatz aber als allein nicht ausreichend. Notwendig sei vielmehr die Schaffung eines Netzwerkes, in das Polizei, Schulen und Jugendhilfe eingebunden seien, sagte VBE-Landesvorsitzender Udo Beckmann aus Bad Wünnenberg (Kreis Paderborn) gestern dieser Zeitung. In Skandinavien gebe es solche Kooperationen bereits. Eine kurzfristige Intervention scheitere zudem häufig an der Arbeitsüberlastung der Jugendhilfeeinrichtungen.
Beckmann bemängelte auch, dass Schulleiter nicht grundsätzlich darüber informiert werden, wenn gegen Schüler wegen Gewaltdelikten ermittelt werde. »Auch in Emsdetten gab es vor dem Amoklauf verschiedene Hinweise, die aber nicht zusammengeführt wurden«, sagte Beckmann.
Seite 2: Kommentar

Artikel vom 04.12.2006