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Fanprojekt internationales Vorbild


Fußballexpertin aus Ungarn informierte sich in Bielefeld


Bielefeld (manu). Zu einem fünftägigen Seminar mit dem Thema der sozialen Arbeit mit jugendlichen Fußballanhängern durch Fanprojekte kamen jetzt deutsche und ungarische Fachkräfte zusammen. Zita Nemeth, Leiterin des »Mobilitas Informationsdienstes«, einer Institution des ungarischen Ministeriums für Arbeit und Soziales, zeigte sich besorgt um die Situation in Ungarns Fußballstadien: »Bei uns steht es um den Fußball nicht gut, es gibt häufig Ausschreitungen von rassistischen und gewalttätigen Fans. Seit mehreren Jahren entwickeln wir ein Konzept zu einer pädagogischen Lösung dieser Probleme. Die Bielefelder Fanarbeit dient uns dabei als Vorbild.«
Zuletzt sorgten ungarische Anhänger bei den »Herbstunruhen« für Schlagzeilen, als unter anderem ein Fernsehsender gestürmt wurde und es zu zahllosen Massenschlägereien auf den Straßen von Budapest kam. Volker Goll, Mitarbeiter der bundesweit agierenden Koordinationsstelle Fanprojekte in Frankfurt, war vor zwei Jahren in Ungarn zu Gast und stellte mit Erschrecken fest, wie gewaltbereit sich die dortigen Zuschauer präsentierten: »Wir besuchten damals ein UEFA-Cup Spiel von Ferencvaros Budapest gegen Basel und standen in einem relativ neutralen Block, aber wenn wir dort angefangen hätten, uns auf Deutsch zu unterhalten, wären wir womöglich für Schweizer Anhänger gehalten worden und hätten die Tribüne nicht mehr gesund verlassen.«
Auch die einheimischen Fußballfans reagieren daher zunehmend verängstigt und meiden den Stadionbesuch. Im Schnitt finden nur noch 3000 Menschen den Weg zu den Spielen der ungarischen Liga. Viele, so Zita Nemeth, würden nur Stress suchen, der Rest sei abgehärtet. Doch die große Masse traut sich nicht mehr, die Spiele vor Ort zu verfolgen.

Artikel vom 15.12.2006