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Kunsthalle baut
Programm um

Nach geplatzter MARTa-Kooperation

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Nach der geplatzen Kooperation mit dem MARTa Herford ändert die Kunsthalle Bielefeld ihr Ausstellungsprogramm für das kommende Jahr. »Wir sind aber noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen«, sagte Kunsthallenleiter Dr. Thomas Kellein am Freitag.

Der Ausstellungsreigen beginnt zunächst planmäßig vom 4. Februar bis zum 13. Mai mit einer Gegenüberstellung von Conrad Felixmüller (1897 - 1977) und Peter August Böckstiegel (1889 - 1951). Beide waren seit ihren Studienjahren in Dresden eng miteinander befreundet. Durch Böckstiegels Hochzeit mit Felixmüllers Schwester Hanna 1919 verschwägerte sich die Beziehung der beiden Künstler. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg begann für beide eine intensive Schaffenszeit, die die Beschäftigung mit dem einfachen Menschen und seiner Arbeitswelt zum Thema hatte. Böckstiegel, der die Sommermonate regelmäßig im Elternhaus in Werther/Arrode verbrachte, widmete sich der bäuerlichen Lebens- und Arbeitswelt. Felixmüller wurde durch Reisen in das Ruhrgebiet zu einem Chronisten des Arbeiterlebens. Die Ausstellung behandelt die reiche Schaffenszeit beider deutscher Expressionisten mit mehr als 100 ausgewählten Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken.
Danach weicht die Kunsthalle von ihrem ursprünglich angedachten Ausstellungsprogramm ab. Statt der mit dem Herforder MARTa geplanten Gemeinschaftsausstellung »1937. Perfektion und Zerstörung«, die in Reichweite zur »documenta« in Kassel und zur »Skulptur« in Münster zusätzliches Publikum in die Region locken sollte, widmet sich die Kunsthalle dem »Traum von Fluxus« (3. Juni bis 9. September).
George Maciunas (1931 - 1978), der sich selbst zum Fluxus-Vorsitzenden ernannte, wollte unter diesem Namen einen Kunstbetrieb etablieren, der die herkömmlichen Institutionen abschaffte. Kaum eine Kunstrichtung nach 1945 hat die moderne Kunst so stark beeinflusst wie Fluxus. 1962 ins Leben gerufen, ist sie eine eng mit dem Happening verbundene Form der Aktionskunst. Die Ausstellung gilt zugleich als Hinführung zu einer Werkschau 2008, die der Konzeptkünstlerin und John-Lennon-Witwe Yoko Ono gewidmet ist.
Die für den Sommer geplante Ausstellung »1937. Perfektion und Zerstörung« wird nun von der Kunsthalle Bielefeld »unter neuen Vorzeichen« im Herbst (30. September bis 13. Januar) präsentiert. Kellein freut sich über die feste Zusage von 300 000 Euro Fördermitteln aus der Kulturstiftung NRW. Dass man auf die erhofften, nun aber ausbleibenden 400 000 Euro der Kulturstiftung des Bundes verzichten müsse, könne die Kunsthalle Bielefeld im Gegensatz zum MARTa gerade noch verschmerzen, so Kellein, der nach den großen sommerlichen Kunstschauen in Venedig, Basel, Kassel und Münster auf ein »ausgeschlafenes Publikum« im Herbst hofft.

Artikel vom 02.12.2006