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Morbides an einem kalten Wintertag

Das ZiF präsentiert auf Fotos basierende Arbeiten von Axel Dürr

Von Uta Jostwerner (Text und Foto)
Bielefeld (WB). »Warum soll ich es malen, wenn ich es auch fotografieren kann?«, fragt Axel Dürr. Gleichwohl trägt seine Ausstellung im ZiF den Untertitel »Malerei 2000 - 2006«. Ja was denn nun?, muss sich der Künstler fragen lassen.

»Allen meinen Bildern liegen Fotografien zugrunde«, erklärt der 45-Jährige, der die Fotos anschließend auf Leinwand klebt und übermalt. Das Foto liefert jeweils die Basis, auf der Dürr ein malerisches Ereignis erzeugt -Ê morbide Szenarien zumeist.
Die von Vandalen völlig zerstörte Inneneinrichtung eines Ferienhauses in Dänemark zum Beispiel. »Die Atmosphäre der Gewalt hat mich fasziniert«, erzählt Dürr. Doch dem Künstler geht es nicht um dokumentarisches Abbilden, sondern um eine zusätzliche emotionale Dimension, die er durch die malerische Überarbeitung erzeugt. Die vermeintliche Wirklichkeit wird somit in Frage gestellt; sie erscheint in traumhafter Unschärfe und Realitätsferne.
Zudem wird ein Faible für morbide Szenarien erkennbar. »Bilder, die etwas Positives transportieren, finde ich langweilig. Ich mag das Brüchige, das Lebensgefühl des Memento mori«, sagt Axel Dürr, der in Paderborn Kunst und Theologie studierte und heute als Künstler und Lehrer in Bielefeld lebt. Die Schwarzweiß-Fotografie verstärkt den Eindruck von Hoffnungslosigkeit und Tristesse.
Dürr arbeitet seine Themen seriell ab. Zu sehen sind Arbeiten aus der Serie »Il parco«, einem Fotoshooting zum Saisonende am Gardasee, sowie aus der brandaktuellen Serie »Kälte«. Ausgangsbasis war einer dieser eiskalten, trüben Wintertage im vergangenen Jahr, den Dürr an der Ostsee verbrachte und fotografierte.
Die Ausstellung wird durch großformatige Porträts in Folie auf Leinwand ergänzt. Sie basieren auf Bildern, die der Künstler aus dem Internet herunterlädt und am Computer auf ein Konterfei aus Licht und Schattenpunkten reduziert, das seitenverkehrt auf Folie gedruckt wird. In akribischer, scherenschnittartiger Kleinarbeit schneidet Dürr die filigranen Formen aus der Folie und klebt sie auf weiße Leinwand. Dass das Ergebnis nicht glatt und geschliffen ist, sondern die Folie mal Falten wirft, mal knittrig aufgebracht wird, ist ihm wichtig: »Das Ergebnis wirkt sonst kalt und emotionslos.«
Die Ausstellung im ZiF am Wellenberg 1 läuft bis zum 29. Dezember. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr.

Artikel vom 04.12.2006