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Sympathischer
Frauenversteher

Mario Barth in der Stadthalle

Von Christina Ritzau
Bielefeld (WB). Er bringt Licht in die düstere Männerwelt. Er möchte Frauen verstehen und drängt sie an den Rand der Verzweiflung. Er gräbt alle existierenden Klischees über den kleinen Unterschied zwischen der Damen- und Herrenwelt aus: Mario Barth ließ am Donnerstag das Publikum in der Stadthalle Tränen lachen.

Auf der Bühne ist es dunkel. Eine dramatisch klingende Stimme dröhnt aus dem Lautsprecher. »Wir schreiben das Jahr 1972. In einer kalten Winternacht wird ein Kind vor den Augen seiner Mutter geboren. Es ist ein Junge mit ganz besonderen Fähigkeiten . . .« Das kann nur einer sein: der selbsternannte Frauenversteher Mario Barth. Seine Show steht unter dem Motto »Männer sind primitiv, aber glücklich«. Trotz aller Primitivität bereitet ihm sein bester Freund Kopfzerbrechen, der, seitdem er in einer festen Beziehung steckt, einfach nicht mehr wiederzuerkennen ist und irgendwie dem typischen Bild eines echten Kerls widerspricht.
Vorbei sind gemütliche Männerabende vorm Fernseher, vorbei ist auch das Gerede über Frauen. Romantische Spaziergänge, Einkaufsbummel, Kochabende und stundenlange Telefonate füllen statt dessen den Alltag seines besten Freundes aus.
Barths Beziehungsleben, über das er in allen amüsanten Einzelheiten philosophiert, ist dagegen von samstäglichen Shoppingtouren in eine Handtaschenfabrik im baden-württembergischen Nußloch geprägt, von typisch weiblichen Kommentaren während eines Actionfilms (Kategorie »Schießfilm«) und von dem einen oder anderen Rachezug seinerseits in Form typisch männlicher Kommentare an den schönsten Stellen von »Titanic«.
»Wir sind so«, ist der Standardsatz, der alle Fehler der Männerwelt entschuldigen soll. »Wir meinen das nicht böse.« (Auch wenn die Damenwelt das manchmal anders sieht.) Die Unterschiede seien einfach genetisch bedingt und kämen zum großen Teil erst dann zum Vorschein, wenn man in einer gemeinsamen Wohnung lebe. Diverse an einzelne Zuschauer gerichtete Nachfragen, die in gewohnter Barth-Manier auch mal die Grenze zum Privaten überschreiten, bestätigen das. Die Tatsache, dass seine Witze gelegentlich unter die Gürtellinie gehen, macht dem Publikum in der ausverkauften Stadthalle nichts aus. Denn im Gegensatz zu anderen Komikern vermag der »Frauenversteher«, der aus dem Alltagsleben aufgeschnappte Anekdoten und Klischees zum Gegenstand seines Programms macht, auch über sich selbst zu lachen.

Artikel vom 02.12.2006