02.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Balda-Kurs »bald zweistellig«

Vorstandschef Gut empfiehlt Aktionären Ablehnung des Audley-Angebots

Oeynhausen (WB). Balda-Vorstandschef Joachim Gut rechnet 2007 mit einem Anstieg des Aktienkurses von 6,50 auf mehr als 10 Euro. Schon aus dem Grund, so Gut im Gespräch mit Bernhard Hertlein, könne er die vom Audley-Fonds angebotenen 7 bis 8 Euro für eine Übernahme nicht empfehlen.

Wie weit sind die Verkaufsverhandlungen für die Unternehmen, von denen Sie sich trennen wollen, gediehen?Gut: Der aktuelle Stand hat sich gegenüber dem vor 14 Tagen nicht groß verändert. Ich gehe davon aus, dass wir Balda Heinze in Herford noch in diesem Jahr verkaufen werden. Bei Albea starten die Verhandlungen in Kürze.

Wie verlaufen die Gespräche mit dem Betriebsrat?Gut: Sie haben begonnen und werden in ein paar Tagen fortgesetzt. Mehr ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen.

Wäre Balda in der gleichen Lage, wenn es noch dieselben Eigentümer hätte wie 2005?Gut: Natürlich. Ursache für den jetzigen Einschnitt sind nicht irgendwelche Vorgaben seitens der Aktionäre, sondern die Entwicklung am Handy-Markt.

Der Fonds Audley Capital möchte Balda ganz übernehmen. Unterstützen Sie dies?Gut: Bei uns liegt noch kein konkretes Angebot vor. Bislang traf hier nur ein Schreiben ein, in dem Audley von einem möglichen Übernahmeangebot berichtet und eine Preisspanne von sieben bis acht Euro in Aussicht stellt. Dies ist angesichts eines Umsatzziels von konzernweit 650 bis 680 Millionen Euro, des geplanten Gewinns vor Steuern von 50 bis 55 Millionen Euro und eines zu erwartenden zweistelligen Aktienkurses in 2007 für mich kein ernst zu nehmendes Angebot.

War der Abbau von 250 Arbeitsplätzen in Bad Oeynhausen nicht vermeidbar?Gut: Aus meiner Sicht nicht. Da sind sehr viele Dinge in sehr kurzer Zeit zusammengekommen: hier der Einbruch bei der Nachfrage unserer Kunden nach Mobiltelefonen in Europa und die Verlagerung der Herstellung ins Ausland bis hin zur Insolvenz der deutschen BenQ; dort die Tatsache, dass die Alternativen, vor allem die Medizin-Technik, noch nicht das Umsatzniveau erreichen, um an die Stelle des Hauptgeschäftszweigs zu treten.

Was produziert Balda in drei Jahren noch in Deutschland?Gut: Der Umsatz mit Gehäusen für Mobiltelefone wird weiter rückläufig sein, meines Erachtens aber ein bestimmtes Niveau nicht unterschreiten. Zudem wird der Rückgang durch neue Marktchancen, die auf der Kombination bewährter Balda Kunststoff-Technologien mit den die neuen Touch-Displays von unserem Joint-Venture TPK beruhen, und die Medizintechnik aufgefangen. Ich gehe davon aus, dass Umsatz und Personalstand nach der Restrukturierung langfristig tragfähig sind. Für die Medizintechnik erwarten wir 2007 einen Umsatz von 25 Millionen und in vier oder fünf Jahren 60 bis 70 Millionen Euro.

Und wann wird die Medizintechnik ins Ausland verlagert?Gut: Die Medizintechnik wird ihre Standorte langfristig in Deutschland und Ungarn haben.

Artikel vom 02.12.2006