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Malawis Kampf gegen Aids - kleine Erfolge geben Hoffnung

HIV eindämmen durch Aufklärung und soziale Gerechtigkeit für Mütter

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). UN-Chef Kofi Annan nennt Aids »die größte Herausforderung unserer Generation«. Malawi, Ziel der WESTFALEN-BLATT-Weihnachtsaktion 2006, hat sie angenommen und schafft kleine Erfolge, die große Hoffnung machen.
Großmutter und Enkel: Was die Seuche Aids aus Familien macht.

Die Zahl der Neuinfektionen geht ganz leicht zurück, weil Aufklärungsaktionen greifen. Schon zuvor war die Quote der Neuansteckungen in Uganda, dem vermuteten Ursprungsland der Weltseuche, unter zehn Prozent gedrückt worden. Kurzum: noch keine Entwarnung, aber ein bemerkenswerter Trendwechsel.
Die Gesamtschau bleibt katastrophal: »HIV/Aids hat ein weibliches Gesicht bekommen«, sagt Sibylle Pfeiffer, Unionsfachfrau und Vizevorsitzende im Bundestags-Entwicklungsausschuss. Waren es vor einem Jahrzehnt gerade zehn Prozent aller Infizierten, so sind mittlerweile südlich der Sahara drei Viertel aller Neu-Infizierten weiblich. Pfeiffer: »Besonders dramatisch ist die Tatsache, dass mehr als 30 Prozent aller Schwangeren im südlichen Afrika das HI-Virus in sich tragen. 90 Prozent der HIV-infizierten Kinder wurden von der Mutter angesteckt.«
Aids in Entwicklungsländern sei nicht allein ein medizinisches Problem, sagt die Unionspolitikerin. Es habe auch sehr viel mit sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit von Frauen zu tun.
Hier setzt die WESTFALEN-BLATT-Weihnachtsaktion »Leser helfen Kindern in Malawi« an: In Zusammenarbeit mit World Vision sammelt diese Zeitung Geld für Kleinkredite, die doppelt wirken: 2000 kinderreiche Familien, vor allem Frauen, lernen zuerst nicht nur kaufmännisches Denken, sondern auch Prävention, Ernährung und Pflege. Nach den Kursen gibt es die begehrten Kleinkredite. Mit den eines Tages zurückzuzahlenden Geldern starten die angehenden Händler, Kleinunternehmer und Landwirte in eine neue Unabhängigkeit.
Nach Angaben der Vereinten Nationen, sind zurzeit weltweit 39,5 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Dies sind zwei Prozent weniger als noch im Jahr 2005. Dieses Jahr steckten sich 4,3 Millionen Menschen neu an (ein leichter Rückgang um 0,6 Millionen) und 2,9 Millionen starben an Aids. Die weltweiten Anstrengungen in der Bekämpfung von Aids zeigen langsam erste Erfolge. »Dies sind insgesamt ermutigende Zahlen«, bewertet Marwin Meier, Themenmanager Aids bei World Vision Deutschland die Entwicklung. »Das bleibt leider ohne Auswirkungen für Kinder, die durch Aids zu Waisen wurden oder gefährdet sind.« Die lange Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Symptome sorge dafür, »dass wir uns noch einige Jahre gedulden müssen, bevor wir eine Trendwende bei den betroffenen Kindern erwarten dürfen.«
Dramatisch: Diesen Kindern stehen immer weniger Erwachsene gegenüber, die sich um sie kümmern können, da viele an Aids sterben. Während in den industrialisierten Ländern noch 400 Erwachsene auf ein Waisenkind kommen, wird sich das Verhältnis in den am schwersten betroffen Ländern im südlichen Afrika, darunter Malawi, bis 2010 auf 6,5 Erwachsene pro Waisenkind verschlechtern.

Artikel vom 02.12.2006