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Schlammlawine
zerstört Dörfer

Mehr als 400 Tote auf Philippinen

Manila (dpa). Eine Schlammlawine aus vulkanischem Geröll hat auf den Philippinen mindestens acht Dörfer verschüttet und wahrscheinlich mehr als 400 Menschen in den Tod gerissen. Das Rote Kreuz berichtete am Freitag allein aus der Provinz Albay von 388 Toten.

Die besonders betroffene Ortschaft Padang war zu zwei Dritteln zerstört. »Ich weiß, dass meine Cousine und Tanten tot sind, aber helfen sie mir, sie zu finden, ich muss sie noch einmal sehen«, flehte eine Frau im Radio. Taifun »Durian« habe die Katastrophe mit sturzflutartigen Regenfällen ausgelöst, sagte der Leiter des Vulkaninstituts, Renato Solidum. Viele Dörfer der Region waren überschwemmt. Der Taifun war am Donnerstag mit Windgeschwindigkeiten von teilweise 225 Kilometern in der Stunde von Osten her über die Philippinen hereingebrochen.
Nach Angaben von Solidum löste der Regen vulkanische Sedimente, die sich an den Hängen abgelagert hatten. Der 2500 Meter hohe Mayon ist einer der aktivsten Vulkane der Philippinen. Erst im Sommer waren 30 000 Menschen aus Sorge vor einem drohenden Ausbruch in Sicherheit gebracht worden. Um den Krater ist eine sechs Kilometer breite Gefahrenzone ausgewiesen. Hier arbeiten trotzdem noch Bauern, die den fruchtbaren Boden nutzen wollen.
Nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Albay, Ferenando Gonzales, werden noch Dutzende Menschen unter den vom Schlamm zertrümmerten Häusern vermutet. »Die Situation ist furchtbar. Wir haben nur Angaben aus zwei Dörfern, aber es sind ja viel mehr Gegenden betroffen«, sagte er am Freitag Mittag in einem Radiointerview. Nach Angaben des Bürgermeisters von Legazpi wurden viele Straßen weggespült. Abgelegene Dörfer könnten nur mit Mopeds erreicht werden. »Man kann nur noch die Dächer der Häuser sehen», sagte Noel Rosal.
Erschwert wurden die Rettungsarbeiten, weil durch den Taifun auch zahlreiche Telefonleitungen heruntergerissen wurden. Der Flughafen von Legazpi konnte nicht genutzt werden, weil Schutt auf der Landebahn lag. Das Rote Kreuz werde möglicherweise um internationale Hilfe bitten müssen, um alle Opfer betreuen zu können, berichtete Leiter Richard Gordon. »Wir haben kein schweres Gerät, wir müssen alles von Hand machen«, sagte Armeesprecher Roderick Parayno.
Aus anderen Regionen wurden zahlreiche Unfälle und Sturmschäden gemeldet, aber nur vereinzelt Todesopfer. Dort kamen Menschen durch einstürzende Balken ums Leben. Mehr als 20 000 Familien wurden durch den Taifun aus ihren Häusern vertrieben.

Artikel vom 02.12.2006