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Von Michael Schläger

Bielefelder
Optik

Tiefe Sehnsucht


Es ist eine ebenso große wie ungewöhnliche Koalition, die sich da für den Sennesee gebildet hat. SPD, Grüne, Bürgergemeinschaft und FDP ziehen an einem Strang, um die Chance auf das Gewässer nicht zu verschenken. Sie vereinen 57,6 Prozent der bei der Kommunalwahl 2004 abgegebenen Stimmen hinter sich. Das eigentlich ungleiche Quartett steht für die offenbar tiefe Sehnsucht der Bielefelder nach Wasser.
Eine solche Mehrheit ist zunächst einmal nicht wegzudiskutieren. Und das Vorgehen der vier Ratsparteien ist durchaus geschickt. Über ihren Aufruf zum Sennesee wollen sie breite Gesellschaftsschichten für den See am künftigen Autobahnkreuz von A2 und A33 gewinnen. Persönlichkeiten aus der Stadt sollen ihn unterzeichnen, Institutionen und Firmen ihn unterstützen. Man darf sicher sein: Viele werden mitmachen.
Ralf Schulze, der Fraktionschef der Bürgergemeinschaft, hat aber auch recht, wenn er sagt, dass bei einem solchen Jahrhundertprojekt auch die zweite große Ratspartei, die CDU, eigentlich nicht fehlen dürfe. Doch die findet den See nach wie vor »zu kalt, zu laut und zu teuer«. Auch Oberbürgermeister Eberhard David (CDU) hat aus seiner Ablehnung des Projekts nie einen Hehl gemacht. Dass daraus schnell der Vorwurf folgt, die Verwaltung verfolge die Planung nicht mit der gebotenen Dringlichkeit, ist fast zwangsläufig.
Eile mit Weile. Die Vergabe der Sandabgrabungen für den Lückenschluss der A33, der eigentliche Anlass für die Seeplanung, erfolgt leider nicht nach Bielefelder Befindlichkeiten, sondern nach dem Neutralität gebietenden Ausschreibungsrecht. Die Stadt hat damit nur am Rande zu tun.
Erst wenn bei der Vergabe im Frühjahr die Fläche am künftigen Autobahnkreuz auch zum Zuge kommt und dann auch noch die Finanzierung steht, könnte der Traum vom Badespaß im Sennesee Wirklichkeit werden.
In der Politik ist die Mehrheit für den See inzwischen überdeutlich und muss respektiert werden. Doch der Weg zum neuen Freizeitparadies im Bielefelder Süden ist noch lange nicht geebnet.

Artikel vom 02.12.2006