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Briten-Bekenntnis zu Paderborn

Sennelager bleibt mindestens noch 30 Jahre Standort der Streitkräfte

Von Franz-Josef Herber
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Eine weitere Generation werden Deutsche und Briten gemeinsam in Paderborn leben. Wie der stellvertretende Kommandeur der 20. Panzer-Brigade Colonel Bertie Polley ankündigte, wird der Stadtteil Sennelager mindestens noch 30 Jahre Standort der britischen Armee bleiben.

Und beide Seiten freuen sich darüber. Das wurde beim Treffen zwischen kommunalen Spitzenpolitikern und ranghohen Offizieren am Donnerstag im Leicester Model Room der Nomandy-Kaserne deutlich. Polley: »Die britische Militärgemeinschaft der Garnison fühlt sich wohl in Paderborn. Eine Versetzung nach hier ist immer erste Wahl.« Ein Kompliment das stellvertretende Bürgermeisterin Elsbeth Menneken nur zurückgeben konnte: »Wir sind gern Gastgeber und Nachbarn.«
Schließlich sind die Soldaten von der Insel auch ein ganz erheblicher Wirtschaftsfaktor für die Region. Laut Polley fließen jährlich rund 300 Millionen Euro von der Garnison in die Wirtschaft. Zudem ist die Einheit einer der größten Arbeitgeber in Paderborn: Sie beschäftigt 1600 Personen, davon 1200 Zivilangestellte, mit einem jährlichen Kostenfaktor von 12,5 Millionen Euro. Die Gesamtstärke der Paderborner Garnison - verteilt auf die Standorte Sennelager, Möhnesee, Detmold, Rinteln und Hameln - ist 8555. Das »Bekenntnis« zu Paderborn wird auch in weiteren Bauaktivitäten deutlich: Um den Bedarf an zusätzlichen Familienunterkünften zu decken, hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW 26 Doppelhaushälften in Sennelager am Londoner Weg errichtet. Nach 50 Jahren sind dies die ersten Neubauten von Wohnhäusern der Britischen Streitkräfte in Deutschland. Desweiteren sind Pläne für eine neue weiterführende Schule in oder in der Nähe von Sennelager in Arbeit.
Polley räumte mit dem Vorurteil auf, britische Soldaten seien ein Sicherheitsrisiko für die Paderborner Bevölkerung. Zwar gebe es hin und wieder Zwischenfälle mit Militärangehörigen, die Statistik der Paderborner Polizei sage aber eindeutig aus, dass lediglich weniger als fünf Prozent der gemeldeten Straftaten auf das Konto der britischen Streitkräfte gingen. Auf allen Ebenen der Militär und deutschen Polizei bestehe ein effektiver Austausch und vor allem am Wochenende sorgten gemeinschaftliche Streifen dafür, dass Probleme bereits im Anfangsstadium beigelegt werden könnten.
Gemeinsame Veranstaltungen wie früher die »Summer Show« und nachfolgend der britische Jahrmarkt in der Innenstadt dienen, so Polley, weiterhin dazu, die Nationengemeinschaft in Paderborn zu untermauern. Wobei das alle zwei Jahre geplante bunte Treiben in der City bereits nach dem Auftakt 2005 für 2007 in Gefahr gerät. Es sei schwer finanzierbar und es fehlten Sponsoren. Polley: »Ich werde wohl noch einmal mit der Bettelmütze sammeln müssen.«

Artikel vom 01.12.2006