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Ein Oldie gibt den Volleyball-Globetrotter

Ex-Paderborner Bergmann nach Schlaganfall Weltklasse

Tokio (dpa). Die Karriere von Volleyball-Nationalspieler Ralph Bergmann ist ungewöhnlich. Der 36-Jährige musste 1992 nach einem Schlaganfall und einer kurzzeitigen halbseitigen Lähmung um die Fortsetzung seiner Laufbahn bangen.

Zudem waren sich die Ärzte lange nicht sicher, ob ein angeborener Herzklappenfehler nicht ein zu großes Risiko für den Hochleistungssport sei. Bergmann hat diesen Hindernissen getrotzt und ist dank seiner Erfahrung von fünf Europameisterschaften und Rang vier 1993 in Finnland aus dem DVV-Team nicht wegzudenken. »Er ist ein aggressiver Typ, der meiner Mannschaft gut tut«, urteilte Bundestrainer Stelian Moculescu.
Der Mittelblocker zeigt das bei der Weltmeisterschaft in Japan auch als Stimmungsmacher in der Mannschaft: Mit Deutschland-Rufen und rhythmischem Klatschen animiert er die Zuschauer zur Unterstützung, seine Mitspieler spornt er immer wieder mit einem aufmunternden Spruch an. Der 2,06 m große Bergmann, der inzwischen 201 Länderspiele in seiner Bilanz stehen hat, besticht aber auch durch Leistung. Mit 29 Blockpunkten und 44 Rebounds nimmt er bei der WM in der Rubrik bester Blockspieler Rang zwei hinter dem Russen Alexej Kuleschow (31/53) ein.
Als Angreifer zumeist nach kurzen Zuspielen konnte er sich mit 45 Punkten ebenfalls Respekt verschaffen. Zum WM-Auftakt gegen Australien wurde Bergmann im zweiten Satz für Norbert Walter eingewechselt - seitdem ist er Stammspieler. »Die vier Vorrundensiege haben uns mediale Aufmerksamkeit gebracht und die Erwartungshaltung in eine Richtung gelenkt, die auch nicht wünschenswert war. Der Druck ist damit gestiegen, nun ist die Enttäuschung um so größer«, sagte der Team-Oldie, nachdem die Zwischenrunde ohne Erfolgserlebnis blieb und fünf Niederlagen hintereinander kassiert wurden.
»Die Vorrunde war ohne Druck, die zwei Siege über Kuba und Frankreich unser Kapital. Die Zwischenrunde war schwerer und hat keinen Spaß gemacht. Aber wir sind immer noch im Soll und können unser gestecktes Ziel mit Platz neun durch zwei Siege erreichen. Für diese wichtigen Spiele müssen wir die Kräfte sammeln«, hofft Bergmann am Samstag gegen Puerto Rico auf ein Erfolgserlebnis.
Der Globetrotter in Sachen Volleyball war nach sechs Stationen in Deutschland (von 1988 bis 1991 spielte er beim VBC Paderborn) und Titelgewinnen mit Moers auch in Portugal und bei drei Vereinen in Belgien aktiv. Mit Paris Volley wurde er dieses Jahr französischer Meister, inzwischen spielt er zusammen mit Libero Thomas Kröger für hotVolleys Wien. »Volleyball ist mein Leben, das mache ich seit dem 18. Lebensjahr professionell und habe noch keinen Gedanken ans Karriereende verschwendet. Aber auch danach bleibe ich dabei, das habe ich mir schon fest vorgenommen.«

Artikel vom 02.12.2006