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Die Graffiti-Sprayer sollen
viel härter bestraft werden

Stadt und Polizei wollen drastisch gegen Täter vorgehen

Von Jens Heinze (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Hannover, Braunschweig, Magdeburg oder Frankfurt am Main haben es bereits vorgemacht, nun will Bielefeld folgen: Stadtverwaltung und Polizei wollen beim Kampf gegen Graffiti-Sprayer härter durchgreifen. Tätern sollen künftig bereits Bußgelder drohen, wenn sie in den Nachtstunden lediglich Farbdosen oder Stifte bei sich tragen.

Stadtverwaltung und Ordnungshüter überlegen derzeit, wie eine »Ordnungsverfügung Graffiti« in Bielefeld umzusetzen wäre. Graffiti-Schmierern stehen harte Zeiten bevor, denn man will ein abschreckendes Signal an die Szene aussenden. Wer einmal bei einer Tat auffällt und sich dann nicht an die erteilten Auflagen hält, dem kann ein saftiges Bußgeld von 250 Euro (Beispiel Frankfurt/Main) bis zu 1000 Euro (Magdeburg) drohen.
Wie eine »Ordnungsverfügung Graffiti« aussieht, zeigt Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover. Dort gibt es so etwas wie eine »Ausgangssperre« für Sprayer. Wer als Täter aufgefallen ist, erhält ein zeitlich befristetes Mitführverbot von Graffiti-Utensilien. So kann dem Schmierer per Ordnungsverfügung für ein Jahr aufgegeben werden, dass er zwischen 22 und 6.00 Uhr keine Spraydosen, Filzstifte oder ähnliches bei sich führen darf.
Für die praktische Umsetzung können dann in Bielefeld die Polizei oder die Abteilung Außendienste des Ordnungsamtes sorgen. Die Fahnder überprüfen, ob der Sprayer sich an die erteilten Auflagen hält. In Hannover wird jede Kontrolle per Protokoll festgehalten - egal, ob es einen Verstoß gegeben hat oder nicht. Hat der Schmierer trotz Verbotes Farbdosen im Gepäck, wird ein saftiges Bußgeld fällig. Kann das der Sprayer nicht zahlen, droht ihm eine Ersatzfreiheitsstrafe in der Gefängniszelle.
Gründe, dem Beispiel von Hannover, Magdeburg oder Braunschweig zu folgen, gibt es in Bielefeld etwa 1000 pro Jahr. Kriminaloberkommissar Andreas Schiller vom Kriminalkommissariat Süd in Brackwede ist mit zwei weiteren Kollegen der Graffiti-Szene in ganz Bielefeld auf der Spur. Drei bis fünf Strafanzeigen täglich landen auf den Schreibtischen der Fahnder. »Aktuell haben wir für dieses Jahr bislang 890 Taten, 2005 waren es knapp 700 Taten, 2004 und 2003 jeweils um die 1000«, macht Schiller die erhebliche kriminelle Energie der Sprayerszene deutlich. Und ergänzt seine Aufzählung gleich um zwei aktuelle Beispiele: Vor kurzem wurden vier Fahrzeuge der Milser Mühle beschmiert, in der Nacht vom vergangenen Montag zu Dienstag traf es drei an der Aral-Tankstelle Herforder Straße 301 geparkte Leihwagen. Allein dort beträgt der Sachschaden an den beiden VW-Lieferwagen und dem Mercedes-Sprinter um die 6000 Euro.
»Alarmieren Sie unverzüglich die Polizei, wenn Sie einen Sprayer sehen, und erstatten Sie als Geschädigter immer Anzeige«, rät Oberkommissar Schiller. Hilfe für von Schmierereien Betroffene bietet der Verein Stadtklar, telelefonisch unter 05 21 / 9 65 10 12 sowie im Internet unter www.stadtklar.com.

Artikel vom 01.12.2006