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Münster mausert sich
zur Film-Metropole

»Wilsberg« hat es mit dem »Mord auf Rezept« zu tun

Von Gregor Tholl
ZDF, Samstag, 20.15 Uhr: Münster ist seit einigen Jahren durch TV-Reihen zu einer Krimi-Kapitale geworden. Doch in der 270000-Einwohner-Stadt gibt es eigentlich kaum Morde und andere schwere Delikte.

Dieser Widerspruch wird Krimi-Fans wieder kaum davon abhalten, dem Münsteraner Privatdetektiv »Wilsberg«, dargestellt von Leonard Lansink, bei seinen Ermittlungen zuzuschauen. So viele Morde wie im Fernsehen in Münster passieren, sei es bei »Wilsberg« oder aber seit 2002 im ARD-Tatort mit Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl), ereignen sich in Wirklichkeit nicht in Münster. »Wir haben im Jahr durchschnittlich nur zwei bis drei Mordkommissionen«, sagt Münsters Polizei-Sprecher Markus Kuhlmann. Und selbst diese Kommissionen führten strafrechtlich längst nicht alle zu einer Verurteilung wegen Mordes.
Die Stadt gründete 1999 mit Blick auf ihre wachsende Bedeutung als TV-Kulisse den Filmservice Münsterland. Er soll Dreharbeiten begleiten und erleichtern. »Seit unserer Gründung hat sich die Zahl der Dreharbeiten von einem Film auf zehn im Jahr erhöht«, sagt Leiterin Nicola Ebel. Die TV-Teams drehten gerne in der Stadt, weil die Menschen in Münster sehr verständnisvoll seien und auch für gelegentliche Sperrungen bei Dreharbeiten Verständnis hätten. »Das ist ein Super-Klima hier, eine sehr filmfreundliche Atmosphäre.« Es würden auch immer mehr Kurzfilme oder Dokumentationen gedreht.
Der Erfolg von Münster als medialer Mördergrube hat wahrscheinlich mit einem generellen Krimi-Trend zu tun. Bereits seit einigen Jahren boomen so genannte Provinz-Krimis mit heimeliger Kulisse für schlimme Fälle. Ermittler-Serien spielen schon längst nicht mehr nur in Metropolen wie Hamburg, München, Köln, Berlin oder Frankfurt, sondern zunehmend in kleineren Städten.
Das ZDF will mit der Krimi-Figur Wilsberg weiter im Geschäft blieben. Im kommenden Jahr werden drei neue Filme bis zum Frühjahr ausgestrahlt. Darüber hinaus sieht die Planung vor, 2007 drei weitere Stoffe umzusetzen. Sie sind dann für das Jahr 2008 vorgesehen. Mehr Gewicht wird die Rolle der Studentin Alex (Ina Paule Klink) erhalten. Die junge Frau besteht ihr Jura-Examen und mischt sich noch mehr in Wilsbergs Fälle ein.
In der Folge »Tod auf Rezept« am Samstag bekommt die Serie ein bisschen Hitchcock-Flair (»Das Fenster zum Hof«). Nach einem Unfall ans Bett im Krankenhaus gefesselt, beobachtet der Privatschnüffler Wilsberg nachts, wie im Trakt gegenüber eine Schwester von einem Arzt hart angegangen wird. Er schlägt Alarm, doch niemand glaubt ihm. Aus dem Krankenhaus entlassen, aber noch im Rollstuhl, beginnt er Ermittlungen, die ihn zu den Geheimnissen des Arztes führen.

Artikel vom 02.12.2006