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Doppel-Ausstellung geplatzt

Kunsthalle Bielefeld zeigt alleine »1937« - MARTa hat Budgetprobleme


Bielefeld (sas). Zwei Museen - eine Ausstellung: Daraus wird nichts. Erstmals hatten Kunsthalle Bielefeld und das Herforder MARTa gemeinsam eine Schau auf die Beine stellen und »1937 - Perfektion und Zerstörung« zeigen wollen (wir berichteten). Nun musste Herford aussteigen: aus »budgetären« Gründen.
1937 war für die Kunst ein Schicksalsjahr und, so Thomas Kellein, Direktor der Kunsthalle Bielefeld, der Beginn eines Albtraums. Die »Reichskammer der bildenden Künste« der Nazis diffamierte mehr als 100 Künstler als entartet, Stalin verbannte in Russland Avantgardisten aus den Museen. Und in Spanien zeichnete sich unter Franco die gleiche Abkehr von der Moderne ab. Gemeinsam hatten Kunsthalle und MARTa in einer Synopse zeigen wollen, welche Kunst zwischen 1936 und 1938 entstand, hatten den Werken verfemter Künstler Beispiele linientreuer Arbeiten gegenüber stellen wollen. Nun wird Bielefeld das aufwendige Projekt alleine auf die Beine stellen müssen.
»Wir haben hin und her diskutiert, aber es geht nicht«, bedauert Kellein. Ein Engagement der Herforder sei budgetär nicht zu verantworten. Und auch Bielefeld kann und will für die Nachbarstadt nicht die finanzielle Verantwortung mitübernehmen.
Abstriche, betont Kellein, werde es aber nicht geben. »Wir haben jetzt weniger Platz zur Verfügung, aber damit werden wir leben und zurechtkommen müssen.« Reduzieren werde man im Bereich der Plakate, des Films und der Architektur; zu verschmerzen, wie Kellein meint. Unverändert aber werden mehr als 300 Exponate gezeigt: Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien. Ein Dutzend zum Teil wichtiger Werke, die 1937 entstanden, befinden sich im Eigenbesitz der Kunsthalle, mehr als 100 Leihgeber werden die Ausstellung ermöglichen.
Erleichtert ist der Bielefelder Museumschef darüber, dass die Kunststiftung NRW das Projekt unverändert weiter finanzielle fördert. 300 000 Euro wird das Land zuschießen. Nicht gehalten werden kann der Termin: Ursprünglich sollte »1937. Perfektion und Zerstörung« vom 3. Juni bis zum 7. Oktober gezeigt werden. Jetzt ist geplant, die Eröffnung auf den 30. September zu verschieben und die Ausstellung im Philip-Johnson-Bau bis zum 13. Januar dauern zu lassen.

Artikel vom 01.12.2006