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Mit mozärtlicher
Lust und Spielfreude

Zweites Konzert der Reihe »Wiener Klassik«


Bielefeld (uj). Das Mozart-Jubeljahr neigt sich seinem Ende zu. Und so ließ es sich die Klassische Philharmonie Bonn nicht nehmen, ein Wiener-Klassik-Programm komplett mit Werken des Geburtstagskindes zu bestücken.
Der Gefahr, das Publikum mit einseitiger Handschrift zu langweilen, entging das Orchester in der beinahe ausverkauften Oetkerhalle spielend. Heribert Beissel ließ so vital wie dezidiert, so präzise wie feinnervig aufspielen und unterzog die Partitur der Sinfonie Nr. 34 C-Dur KV 338 einer kleinteiligen Analyse, die vom Orchester minutiös und spannungsvoll umgesetzt wurde. So nahm der Dreisätzer in seiner differenzierten Ausformung von Tempo und Dynamik sowie in seinen verspielt-heiteren Figurationen für sich ein.
Unter den vielen jungen Talenten, die im Rahmen der Wiener-Klassik-Reihe ihre Visitenkarte in Bielefeld abgaben, sticht Guzal Hilbertz-Enikeeva zweifelsfrei heraus. Die in der UdSSR geborene und im Rheinland aufgewachsene Pianistin verfügt über geradezu hexenhafte manuelle Fähigkeiten, ohne musikalisches Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen vermissen zu lassen. Das Jeunehomme-Konzert KV 271, befand sich somit bei Guzal Hilbertz-Enikeeva in den besten Händen.
Ihre perlenden Läufe waren so kristallklar wie ein Gebirgsbach und dabei von einnehmender Trennschärfe; ihre blitzsauberen Triller wirken nie steril, sondern stets beseelt, und die Nachdenklichkeit, die die junge Pianistin ins Andantino legte, lässt auf einen reifen, musikalischen Geist schließen. Einfühlsam begleitet vom Orchester, verwandelte Guza Hilbertz-Enikeeva ihren Auftritt in einen Triumph, den sie mit zwei Zugaben - dem virtuosen »Gnomenreigen« von Franz Liszt und einem schwelgerischen Stück aus Johannes Brahms Paganini-Variationen unterstrich.
Doch auch das Orchester konnte mit der beliebten Linzer Sinfonie Nr. 36 KV 425 noch einmal reüssieren, indem es den festlich Glanz und die tänzerische Grazie beglückend zutage förderte. Und weil's so schön war, schickten die Bonner den ersten Satz aus der D-Dur Sinfonie KV 181 gleich hinterher.

Artikel vom 02.12.2006