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69-Jähriger löst Polizei-Großeinsatz aus

Benzin in Wohnung ausgeschüttet - psychisch Kranker nimmt sich in Loher Geräteschuppen das Leben

Von Claus Brand
Bad Oeynhausen (WB). Ein 69-jähriger, psychisch kranker Mann hat am Mittwochabend ein großes Aufgebot an Beamte der Polizei und des Sondereinsatzkommandos in Alarm versetzt. Der Mann hatte in seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus Benzin verschüttet in der Absicht, sich zu töten. In einem Geräteschuppen auf der Lohe nimmt er sich später das Leben.

Gestern Nachmittag sind die Bewohner des Hauses Niederbecksener Straße 36 noch immer aufgewühlt. »Ich bin schockiert«, sagt eine Bewohnerin dem WESTFALEN-BLATT. Die Ereignisse vom Vorabend stecken ihr in den Knochen. »Plötzlich stand die Polizei vor der Tür. Wir mussten die Wohnungen sofort verlassen.« Die Polizei musste die Möglichkeit einkalkulieren, dass der Mann seine benzingetränkte Wohnung ansteckt.
Ein Bewohner des Hauses nimmt am Mittwoch um 21 Uhr Benzingeruch wahr und ruft die Polizei. Als die Beamten eintreffen, steht ein auf dem Hinterhof abgestellter Pkw in Flammen. Einem Anwohner gelingt es, mit einem Feuerlöscher den Brand einzudämmen. Von der alarmierten Feuerwehr wird die Tür zur Wohnung gewaltsam geöffnet. Sie ist leer. Auch die Ehefrau hält sich dort nicht auf. Mit ihr lebt der Russlanddeutsche seit vielen Jahren in Bad Oeynhausen.
Als die alarmierten Rettungskräfte die Wohnung verlassen vorfinden, wird sofort ein Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Letztere ist mit Kräften der Hauptwache bis gegen 1 Uhr in dem Haus im Einsatz, um es zu belüften. Für den Brandfall steht die Feuerwehr bereits kurz nach der Alarmierung vor dem Haus in Bereitschaft, um sofort handeln zu können. Hausbewohner wollen den psychisch kranken Mann am frühen Abend dabei beobachtet haben, wie er Kanister in die Wohnung getragen hatte.
Wie Anwohner gegenüber dieser Zeitung gestern erklärten, soll der Mann am Montag als Patient aus dem Klinikum in Minden verschwunden, dann aber wieder in Bad Oeynhausen aufgetaucht sein. Er soll seiner Frau gedroht haben, sie zu töten. Die Polizei machte sich am Mittwochabend mit Hilfe von Spezialkräften, darunter psychologisch besonders geschultes Personal, auf die Suche nach dem Mann. Ein Polizeihubschrauber aus Dortmund kreiste über der Lohe. Ein Polizeihund nahm die Witterung auf. Auch Funkstreifen aus den Kreisen Herford und Lippe waren im Einsatz.
Entdeckt wurde der Mann nahe eines Firmengeländes an der Ecke Detmolder/Valdorfer Straße. Er hatte sich in einem schwer zugänglichen Geräteschuppen nahe einer Holzhütte versteckt. Die Detmolder Straße wurde von der Polizei abgesperrt. Die Beamten nahmen mit ihm Kontakt auf. Der 69-Jährige drohte, den Schuppen in Brand zu setzen. Neben den psychologisch geschulten Beamten waren auch Polizisten des Sonder-Einsatzkommandos Münster vor Ort. Dies galt auch für die Bad Oeynhausener Feuerwehr, die sich auf einen Löscheinsatz an dem Schuppen eingestellt und mit Mann und Gerät vorbereitet hatte.
Der Mindener Polizeisprecher Ralf Steinmeyer erklärte gestern: »Genauso wie der anwesende Notarzt konnten die Spezialisten aus Münster den Mann nicht mehr retten.« Kurz vor 1 Uhr hätten die Beamten ihn leblos im Schuppen gefunden. Er hatte sich selbst getötet. Das genaue Motiv für sein Handeln steht für die Polizei noch nicht fest. Die Ermittler gehen davon aus, dass die psychische Erkrankung ursächlich für sein Verhalten war. Vor dem Verschwinden aus der Wohnung habe er Selbstmordpläne geäußert.

Artikel vom 01.12.2006