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Landwirte unter Verdacht

Für Verteilung von Gift-Dünger 100 000 Euro kassiert?

Von Ernst-Wilhelm Pape
Paderborn (WB). Im Umweltskandal um den Bio-Dünger »Terrafarm« stehen auch fünf Landwirte aus Westfalen unter Verdacht, Gewässer verunreinigt und Umweltverschmutzung begangen zu haben.

Die Landwirte aus dem Kreis Soest und dem Hochsauerlandkreis gelten als Großabnehmer des Bio-Düngers der Firma GW Umwelt aus Borchen (Kreis Paderborn). Der Dünger war mit der Industrie-Chemikalie PFT verunreinigt. Die Verwendung des Düngers hat bereits zur Belastung von Trinkwasser, Ackerflächen, Weidegras und Fisch mit PFT geführt. Die Industrie-Chemikalie wird zumindest als krebsbegüngstigend eingestuft.
Die unter Verdacht stehenden Bauern sollen für das Ausbringen des Düngers pro Tonne 30 bis 45 Euro kassiert haben. Üblicherweise wurden acht bis zehn Euro pro Tonne an Bauern gezahlt, wenn sie »Terrafarm« auf ihren Feldern verteilten und unterpflügten. Ein Landwirt aus dem Kreis Soest soll insgesamt 100000 Euro von der Firma GW Umwelt erhalten haben. Da die Zahlungen weit über dem Rahmen des Üblichen lagen, besteht der Verdacht, dass die Landwirte von der Verunreinigung des Düngers mussten. Die Vernehmungen der betroffenen Landwirte als Beschuldigte sollen in der nächsten Woche beginnen.
Der Bio-Dünger wurde unter anderem aus Abfalllieferungen aus Belgien hergestellt. Die belgische Staatsanwaltschaft ermittelt bereits gegen die Abfallerzeuger und -händler Orinso aus Mechelen und Shanks aus Roeselare wegen Verstoßes gegen die Abfallverbringungsverordnung. Es bestehe der Verdacht, dass in Belgien Abfälle falsch deklariert wurden. Bei den Suche, wie giftiger Abfall nach Borchen gelangt ist, verfolge die Staatsanwaltschaft Paderborn mehrere Spuren, sagte Behördensprecher Horst Rürup. Die Spur nach Belgien sei derzeit die einzige heiße Spur.
Wie berichtet, ist nach Angaben des Staatlichen Amtes für Umwelt und Arbeitsschutz (Stafua) Ostwestfalen-Lippe gegen die Firma Orinso bereits ein Exportverbot verhängt worden. Ferner werde einvernehmlich mit der Firma GW Umwelt ein Kontrollsystem entwickelt, um in Zukunft eine PFT-Belastung auszuschließen, sagte Stafua-Dezernent Joachim Loheide.

Artikel vom 30.11.2006