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Vater prügelt
auf Baby ein

Mädchen überlebt schwerverletzt

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Ein 16 Wochen altes Baby, vom eigenen Vater beinahe zu Tode misshandelt - dieser Fall hat gestern selbst die erfahrene Strafkammer des Detmolder Landgerichtes geschockt.

Der Vorsitzende Michael Reineke hatte die Fotos der schwerverletzten Lara vor sich liegen, die Rechtsmediziner im Juli von dem Mädchen gemacht hatten. »Die größte Strafe wäre es, wenn ich Sie zwingen könnte, sich diese Bilder Ihrer Tochter anzusehen!«, sagte der Richter zu dem angeklagten Vater Sascha H., der keine Gefühlsregung erkennen ließ.
Der 25-Jährige war alleine mit dem Baby zu Hause in Horn-Bad Meinberg, als es am Morgen des 7. Juli zu dem Gewaltexzess kam. »Meine Lebensgefährtin war mit unserem ein Jahr alten Sohn über Nacht bei ihrem neuen Freund, was mich natürlich belastet hat«, erklärte der Angeklagte. Um 6 Uhr habe sich seine Tochter gemeldet. »Ich habe ihr ein Fläschchen gegeben und die Windel kontrolliert. Aber Lara hat weitergeschrien.« Schließlich habe er ihr mit der flachen Hand auf den Rücken geschlagen und sie geschüttelt, »aber Lara hat sich nicht beruhigt«.
Tatsächlich muss die Gewalteinwirkung noch viel massiver gewesen sein: Ärzte stellten später einen Schädelbruch mit Deformierung des Köpfchens fest, Hautunterblutungen an den Wangen, die vom gewaltsamen Zudrücken des Mundes stammen sollen, Anzeichen eines Schütteltraumas und blaue Flecken am gesamten Körper. »Sie haben so fest zugeschlagen, dass die Abdrücke Ihrer Finger noch Stunden später auf dem Säugling zu erkennen waren!«, sagte Staatsanwältin Christa Brinkforth-Pekoch. Sascha H. wich ihr aus: »An Einzelheiten kann ich mich wirklich nicht erinnern. . .«
Der 25-Jährige hatte sich damals wieder schlafen gelegt. Als seine Lebensgefährtin mittags nach Hause kam, entdeckte sie das schwerverletzte Baby und brachte es ins Klinikum Detmold. Die Ärzte riefen die Polizei, Sascha H. sitzt seitdem wegen gefährlicher Körperverletzung und Kindesmisshandlung in Untersuchungshaft. Lara wurde drei Wochen im Klinikum behandelt und soll keine Schäden zurückbehalten haben.
Der Angeklagte Sascha H. - wer ist dieser Mann? »Schon als Kind habe ich immer wieder Ladendiebstähle begangen und bin dafür von meinen Stiefvater geschlagen worden«, erzählte er. Nach der Hauptschule musste Sascha H. eine Malerlehre abbrechen, weil er Hasch und Kokain konsumierte. Zuletzt war Sascha H. arbeitslos, beging Betrügereien und lebte von Hartz IV. Das Sorgerecht für seine Kinder ist dem Mann inzwischen entzogen worden.
Das Urteil soll am Montag gesprochen werden.

Artikel vom 30.11.2006