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Menschen in
unserer Stadt
Sigrid Nentwich
Sozialpädagogische Fachkraft

Sigrid Nentwich (45) arbeitet seit sechs Jahren als Sozialpädagogin an der Theodor-Heuss-Realschule in Sennestadt und bezeichnet sich selbst als Kämpfernatur. Außenseiter, verhaltensauffällige Schüler und Mobbingopfer gehören zu ihrer Klientel - um deren Vertrauen gewinnen zu können, ist häufig viel Einfühlungsvermögen gefragt. »Mittlerweile kommen die meisten Schüler von allein, wenn sie glauben Schwierigkeiten zu haben. Dass Lehrer mir einen Problemfall schicken, ist eher die Ausnahme«, sagt Nentwich.
Die Tür zu ihrem Büro steht an jedem Schultag von 8.30 bis 17 Uhr offen. Bis zu 30 Gespräche führt die Sozialpädagogin hier jede Woche - Schwerpunkte liegen auf dem Konzentrations- und Persönlichkeitstraining: Wer den Unterricht verträumt oder hyperaktiv ist findet ebenso Hilfe wie Kinder, die regelmäßig von Mitschülern beleidigt, mit Radiergummis beworfen oder bei Gruppenarbeiten konsequent ausgegrenzt werden.
»Meine Aufgabe besteht darin, die Schüler wieder fit für den Schulalltag zu machen und dazu gehört oft, ein angeknackstes Selbstvertrauen aufzubauen oder zu vermitteln, wie man mit Wut oder Angst richtig umgeht«, sagt Nentwich. Manch ein Lehrer des Kollegiums sehe in ihr deshalb leider nur eine Art »Reparaturbetrieb«. »Dabei wünsche ich mir viel häufiger eine aktive Kooperation zwischen Sozialpädagogin und Lehrern.«
Die Rückendeckung der Schulleitung hat Sigrid Nentwich, nicht zuletzt deshalb, weil die Amokläufe in Emsdetten oder Erfurt den Wert sozialpädagogischer Arbeit an Schulen einmal mehr deutlich machten. »In beiden Fällen waren die Täter Außenseiter, um die sich niemand gekümmert hat. Natürlich kann ich keine Garantie geben, dass solch eine Tat nicht auch an unserer Schule passiert, aber wir haben unsere Außenseiter im Blick und bemühen uns, ihnen zu helfen«, sagt Nentwich.
Unterstützung ihrer Arbeit erhält die 45-Jährige mittlerweile sogar aus Reihen der Schüler selbst. Nicht allein dass in ihrem Büro hunderte Zettel hängen, auf denen sich Schüler für Nentwichs Hilfe bedanken, zwei Klassen haben bereits eigene Unterstützergruppen gebildet, die sich um die Außenseiter der eigenen Klasse kümmern. Peter Monke

Artikel vom 30.11.2006