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Eine Hoffnung wird wahr: Impfung gegen Krebs

Krankenkassen zahlen frühestens im kommenden Jahr

Bielefeld (MiS). »Zum ersten Mal hat der Mensch die Chance, sich bereits im Kinder- und Jugendalter gegen einen Krebs zu schützen«, wirbt der Bielefelder Gynäkologe Dr. Michael Wojcinski für die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs. Aber frühestens 2007 wird die mehr als 500 Euro teure Impfung von den Krankenkassen bezahlt.

Humane Papillomaviren (HPV) können Gebärmutterhalskrebs verursachen. Besonders groß ist das Risiko beim Geschlechtsverkehr. Doch nur wenige Frauen, die sich angesteckt haben, erkranken auch prompt an Gebärmutterhalskrebs. Der Tumor entsteht oft erst zehn bis 20 Jahren nach der Infektion.
»Dennoch ist der Gebärmutterhalskrebs nach Brustkrebs die zweithäufigste Todesursache junger Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren«, warnt Wojcinski. Schuld daran ist der hohe Durchseuchungsgrad, den die HP-Viren erreicht haben. Seit Oktober ist in Deutschland ein Impfstoff gegen das Virus zugelassen. Er schützt wirksam gegen die mit Abstand gefährlichsten Virentypen.
»Die Impfung sollte schon im Kindesalter vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgen«, sagt Dr. Uwe Büsching, Kinderarzt in Bielefeld und Sprecher des Ausschusses Jugendmedizin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Büsching betont, dass eigentlich auch Jungen die Impfung erhalten müssten: Sie seien es schließlich, die das Virus übertrügen.
Doch die Krankenkassen zahlen die Impfung bisher nicht. Mehr als 500 Euro sind zurzeit für die drei notwendigen Injektionen fällig. Noch ist auch nicht endgültig absehbar, in welchem Zeitraum die Impfung wiederholt werden muss.
Anfang Dezember wird die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Institutes über eine allgemeine Impfempfehlung entscheiden. Ihrem Rat folgen die Krankenkassen in aller Regel. Allerdings werden sie wohl nur die Kosten für Mädchen und junge Frauen übernehmen. Die komplette »Durchimpfung« eines Jahrgangs wäre mit bundesweit 150 Millionen Euro letztlich deutlich günstiger als die Behandlung der Krebsvorstufen, die jährlich mit 450 Millionen Euro zu Buche schlägt.
Wer sich impfen lässt, ist zu 80 Prozent vor Gebärmutterhalskrebs geschützt. Doch bedeute dies keineswegs, dass die Frauen auf regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen verzichten könnten, betont Dr. Rainer Pohl, Vorsitzender der Verwaltungsbezirkes Bielefeld, der Ärztekammer Westfalen-Lippe.

Artikel vom 30.11.2006