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Tierpark vermisst
den weißen Pfau

Weiterer Nachwuchs Freitag verendet

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Gadderbaum (gge). Es war eine kleine Sensation, als im Sommer dieses Jahres im Heimat-Tierpark Olderdissen ein weißer Pfau das Licht der Welt erblickte. Jetzt ist er verschwunden. Vermutlich gestohlen. Ein weiteres Jungtier, der »Bruder« sozusagen, ist Freitagmorgen überraschend verendet.

»Wahrscheinlich ist er an Koxidiose gestorben. Beim Albino vermuten wir, dass es gestohlen wurde«, sagt Tierparkleiter Volker Brekenkamp. Denn der Pfau mit durchweg weißem Gefieder war sehr zahm und durfte mit seiner »Mutter« inzwischen auch wieder frei im Tierpark herumlaufen.
Das wurde ihm offenbar zum Verhängnis, obwohl die Tierpark-Besucher ihre Freude an der Pfauenhenne und ihrem Nachwuchs hatten. Zuvor waren die Tiere eingesperrt worden, da die balzenden Hähne auf dem Parkplatz Autos demoliert hatten, weil sie im Außenspiegel lästige Konkurrenz vermuteten.
Schließlich wollte die Versicherung für die angerichteten Schäden nicht mehr zahlen, so dass sich Brekenkamp und seine Crew fürs Wegsperren entschieden. Allerdings schweren Herzens. Und so rang man sich vor kurzem wieder dazu durch, wenigstens den weiblichen Exemplaren des Blauen Pfaus (Pavo criatatus) mit ihren Jungen freien Auslauf zu lassen, um ihre Räder zu schlagen.
Dass der Fuchs oder ein Greifvogel wie der wilde Uhu den weißen Pfau verspeist hat, glauben Brekenkamp und Tierpfleger Dieter Boguschewski nicht. Weißes Gefieder als Zeugen eines möglichen Überlebenskampfes wurden nicht gefunden. So bleibt der Verdacht, dass ungebetenen Tierpark-Besuchern der weiße Pfau besonders auf- und gefiel, so dass man sich seiner kurzerhand bemächtigte.
Völlig überraschend ist am Freitag auch das letzte frei laufende Pfauenjunge gestorben. »Vermutlich an Koxidien-Bakterien«, erklärte Boguschewski. Praktikantin Anja Guckisch, die noch einen Ausbildungsplatz als Tierpflegerin sucht, hatte es morgens noch gefüttert, wenig später lag es leblos vor dem Gehege im Hinterhof, wohin sich die Pfauen-Mama mit ihren Kindern mittags zurückzuziehen pflegte. »Wir werden den Kadaver zum Veterinär-Untersuchungsamt nach Detmold bringen«, so Brekenkamp zum WESTFALEN-BLATT.
Denn man will ganz sicher gehen, dass der Pfau nicht an einer gefährlicheren Krankheit oder Seuche, die den geamten Tierpark gefährden könnte, zu Grunde gegangen ist. Mit dem Ergebnis wird in zwei Wochen gerechnet. Koxidiose-Befall ist insbesondere bei Federwild, Hasen und auch Fasanen nicht ungewöhnlich.
Zur Prophylaxe bekommen die Zwei- und Vierbeiner Medikamente mit dem Futter verabreicht. Ob frei laufende Tiere alles aufnehmen, ist dabei nicht immer gewährleistet. Von den sieben jungen Pfauen, die im Sommer in Olderdissen geboren sind, leben jetzt nur noch vier.

Artikel vom 02.12.2006