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Kommentar
Benedikt überrascht

Maria - Brücke zum Islam


»Allahu Akbar« und »Gegrüßet seist Du Maria« liegen dichter beieinander, als Muslimen und Katholiken klar ist: Diese kleine theologische Überraschung, von Papst Benedikt XVI. gestern am zweiten Besuchstag in der Türkei präsentiert, spricht für sich. Auch der Hinweis, beide Weltreligionen glaubten an denselben Gott und seien sich über Sinn und Bedeutung des Lebens einig, ließ aufhorchen. Der Pontifex baut über Kleinasien soeben eine Brücke zum Islam.
So ist es recht. Benedikt hat nach seiner verunglückten Regensburger Rede verstanden - und jetzt lernen alle dazu: die Türken selbst, die muslimische Welt und westliche Beobachter einer Türkei-Reise, die die schwierigste Mission des gesamten Pontifikats darstellt.
Klar geworden ist schon jetzt, der Mann aus Rom ist gewiss kein Kreuzritter. Die Tatsache, dass gestern nicht Hunderttausende, sondern nur 500 geladene Gäste an der traditionellen Papstmesse auf offenem Feld teilnehmen konnten, beschämt nicht das Oberhaupt von einer Milliarde Katholiken. Die Messfeier unter einem einfachen Schutzdach - dem Stall von Bethlehem vermutlich ähnlich - ist Symbol einer fehlenden Toleranz, die auf Ankara zurückfällt. Reinhard Brockmann

Artikel vom 30.11.2006