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MARTa Herford sagt
Gemeinschaftsschau ab

»1937 - Perfektion und Zerstörung« nur in Bielefeld

Von Sabine Schulze
und Hartmut Horstmann
Herford/Bielefeld (WB). Zwei Museen - eine Ausstellung: Daraus wird nichts. Erstmals hatten Kunsthalle Bielefeld und das Herforder MARTa gemeinsam eine Schau auf die Beine stellen und »1937 - Perfektion und Zerstörung« zeigen wollen (wir berichteten). Nun musste Herford aussteigen: aus »budgetären« Gründen.

Während die Kunststiftung NRW die Ausstellung mit 300 000 Euro fördert, will die zuständige Stiftung auf Bundesebene das Projekt nicht unterstützen. »Dadurch fallen 400 000 Euro weg«, erläutert MARTa-Leiter Jan Hoet. Verteile man diese Summe auf zwei Häuser, fehlten immer noch 200 000 Euro. Die Finanzierung der aufwändigen Ausstellung sei schwierig. Daher habe man sich entschlossen, die Kooperation in diesem Fall einzustellen - ein Schritt, den der künstlerische Leiter ausdrücklich bedauert.
»Wir haben hin und her diskutiert, aber es geht nicht«, bedauert auch Thomas Kellein, Direktor der Kunsthalle Bielefeld. Bielefeld kann und will aber für die Nachbarstadt nicht die finanzielle Verantwortung mitübernehmen.
1937 war für die Kunst ein Schicksalsjahr und, so sagt Kellein, der Beginn eines Albtraums. Die »Reichskammer der bildenden Künste« der Nazis diffamierte mehr als 100 Künstler als entartet, Stalin verbannte in Russland Avantgardisten aus den Museen. Und in Spanien zeichnete sich unter Franco die gleiche Abkehr von der Moderne ab.
Gemeinsam hatten Kunsthalle und MARTa zeigen wollen, welche Kunst zwischen 1936 und 1938 entstand, hatten den Werken verfemter Künstler Beispiele linientreuer Arbeiten gegenüber stellen wollen. Nun wird Bielefeld das ambitionierte Projekt alleine auf die Beine stellen müssen.
Abstriche, betont Kellein, werde es aber nicht geben. »Wir haben jetzt weniger Platz zur Verfügung, aber damit werden wir leben und zurechtkommen müssen.« Reduzieren werde man im Bereich der Plakate, des Films und der Architektur; zu verschmerzen, wie Kellein meint. Unverändert aber werden mehr als 300 Exponate gezeigt: Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien. Ein Dutzend zum Teil wichtiger Werke, die 1937 entstanden, befinden sich im Eigenbesitz der Kunsthalle, mehr als 100 Leihgeber werden die Ausstellung ermöglichen.
Nicht gehalten werden kann der Termin: Ursprünglich sollte »1937. Perfektion und Zerstörung« vom 3. Juni bis zum 7. Oktober gezeigt werden. Jetzt ist geplant, die Eröffnung auf den 30. September zu verschieben und die Ausstellung im Philip-Johsnon-Bau bis zum 13. Januar dauern zu lassen.
In Herford soll die Präsentation »MARTa schweigt« das Vakuum füllen, welches durch den »1937«-Ausfall entsteht. Laut Jan Hoet geht es um das Schweigen in der zeitgenössischen Kunst.

Artikel vom 01.12.2006