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Ersatz für die Bandscheibe
Implantate sind in manchen Fällen eine Alternative zur Versteifungsoperation
War bisher bei nicht mehr therapierbaren Bandscheibenschäden zumeist die Versteifungsoperation das Mittel der Wahl, setzt die Orthopädie-Chirurgie inzwischen immer mehr auch auf Bandscheiben-Implantate.
Damit sei die volle Belastbarkeit in der Regel deutlich schneller wiederhergestellt als mit den traditionellen Versteifungsoperationen, erläuterte der Münchener Orthopäde Professor Michael Mayer jüngst auf dem Deutschen Wirbelsäulenkongress in der bayerischen Landeshauptstadt. Die Folge der Versteifung mehrerer Wirbel ist zudem eine gewisse Einschränkung der Beweglichkeit.
Allerdings, so stellt der Direktor der Orthopädischen Klinik am Orthozentrum München klar, könne die neue Implantat-OP längst nicht bei jedem Patienten durchgeführt werden. »Nur jeder Zehnte ist ein Kandidat für eine künstliche Bandscheibe«, sagt er. Nicht der akute schwere Bandscheibenvorfall, sondern vielmehr ein Verschleiß der flexiblen Stoßdämpfer, welche die Bandscheiben für die Wirbelsäule sind, sei der typische Grund für einen Ersatz.
Die Prothese könne zudem auch nur zwischen gesunde Knochen implantiert werden. Wer, wie insbesondere ältere Menschen, unter Osteoporose oder Arthrose leidet, für den komme die Methode meist nicht in Frage.
Zwei von drei Deutschen, so die Statistik, leiden einmal im Jahr an Rückenschmerzen. Bei den meisten verschwinden sie innerhalb weniger Tage oder Wochen von allein - doch etwa jeder Zehnte leidet über Monate, bei vielen von ihnen wird der Rückenschmerz chronisch.
Hilft keinerlei konventionelle Behandlung mehr, wird operiert. Bei der traditionellen Versteifungsoperation werden Bandscheiben und Gelenke der Wirbelsäule im betroffenen Bereich verschraubt. Das nimmt der Wirbelsäule in diesem Bereich ihre Flexibilität, der Patient wird aber in aller Regel schmerzfrei. Vor allem bei älteren Menschen werde auch weiter nach dieser Methode verfahren, sagt Professor Mayer.
Für die jüngere Generation der 40- bis 50-Jährigen aber sei bei zerschlissenen Bandscheiben deren Ersatz durch Implantate zu prüfen, erläutert der Orthopäde. Diese Patienten stünden in der Regel am Höhepunkt ihres Berufslebens - und mit dem Bandscheiben-Implantant sei die volle Belastbarkeit in der Regel viel schneller wieder erreicht als mit einer Versteifungsoperation.
Internationale Studien hätten inzwischen ergeben, dass beim Einsatz von Implantaten mehr als 60 Prozent der Patienten ein halbes Jahr nach der Operation wieder voll arbeitsfähig waren - bei einer Versteifungsoperation nur 25 Prozent.
Für Mayer ist dies ein wichtiges Kriterium für die neue Methode. Sie sei auch deutlich schonender, weil nur ein kleiner Schnitt am Bauch nötig sei und von vorne operiert werde. Weil dadurch die Rückenmuskulatur intakt bleibe, sei auch die nötige Rehabilitationszeit geringer. Die Patienten könnten in der Regel noch am gleichen Tag aufstehen. Etwa 100 solcher Implantat-Operationen führt der Mayer im Jahr durch. (dpa/ist)

Artikel vom 27.01.2007