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Grünkohl von Dr. Oetker mundete

200 Bedürftige stürmten gestern Abend Menü beim »Bielefelder Tisch«


Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Deutschland ist ein reiches Land. Es gibt aber viele Menschen, die der Hilfe bedürfen. Dr. Oetker stiftete gestern Abend 200 Portionen Grünkohl für den »Bielefelder Tisch«. Zum 5. Mal hatten die Mitarbeiter des Betriebsrestaurants eine dreistündige »Sonderschicht« eingelegt, um den Menschen mit wenig Geld noch vor dem 1. Advent ein herzhaftes Menü zu servieren, das dankbar und zahlreich angenommen wurde.
»Heute müssen wir nicht einmal kochen«, freute sich auch Ulrich Wienstroth (44), Geschäftsführer des Bielefelder Tisches (nicht zu verwechseln mit der »Bielefelder Tafel«), der als Suppenküche vor zehn Jahren begann und heute sogar ein Kinderhaus (»Löwengrube«) mit warmem Essen drei Mal in der Woche versorgt. 150 bis 200 Frauen, Männer und Kinder kommen dienstags wie donnerstags um 18 Uhr und samstags, 13 Uhr, in das Gebäude einer ehemalige Glaserei an der Heeper Straße 121a, um sich mit dem Nötigsten an Lebensmitteln zu versorgen.
»Das macht einfach Freude«, sagt Karoline Reute (72), eine der 60 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die gestern alle Hände voll zu tun hatten. Dr. Oetker-Küchenchef Rolf Hellweg sowie sein Kollege und Koch Peter Falk füllten Teller um Teller auch mit Kartoffeln und Wurst. Und als Nachtisch erwartete die fröhliche Schar der hungrigen Rentner, Punks, Migranten, Arbeits- und Obdachlosen neben Kaffee und Kuchen auch noch »Paula«-Pudding, Joghurt und Quark.
Die Frage, weshalb Bielefelds größter Industrie-Konzern Essen für die Ärmsten spendet, stellt sich nach Ansicht von Wilfried Potsch nicht. »Wir glauben einfach, dass es eine gute Sache ist und wir eine stille, soziale Verpflichtung haben, denn vielen Menschen geht es nicht gut«, erklärte der 65-jährige Ex-Personalchef der Firma Oetker.
Und wähnt sich bei seiner Einschätzung im Einklang auch mit der Familie, insbesondere von Richard Oetker.

Artikel vom 29.11.2006