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Johannes Rau wird ein
Bronze-Denkmal gesetzt

Künstlerin Ann Lacey entwarf die Zwei-Meter-Skulptur


Bielefeld (bp). Mit einer überlebensgroßen Bronze-Skulptur soll dem verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Johannes Rau (1931-2006) ein Denkmal gesetzt werden. Der Entwurf der Skulptur stammt von der britischen Künstlerin Ann Lacey (63), die viele Jahre lang in Bielefeld gelebt und ein Atelier in der Altstadt hatte. Sie arbeitet an dem Bronze-Abbild im Auftrag von Raus Schwiegereltern Eduard und Christa Delius. Raus Witwe Christina werde den Standort des Denkmals bestimmen, so Christa Delius.
Die 250 Kilogramm schwere Figur werde voraussichtlich in der ersten Dezemberwoche fertig gestellt, teilte die Gießerei aus Elmenhorst in Schleswig-Holstein mit. Die Skulptur, die Rau stehend zeigt und etwa zwei Meter groß ist, soll geschätzte 100 000 Euro kosten.
Ann Lacey hat nach Fotos von Johannes Rau und mit einem »Ersatz-Modell« zunächst in Ton gearbeitet. Der Alt-Bundespräsident und langjährige Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen werde gezeigt, wie er mit einer Hand in der Tasche lächelnd und redend auf die Menschen zugehe. Eine für ihn typische Pose, sagt die Künstlerin zu ihrer »Motivwahl«.
Ann Lacey ist die Tochter des Portraitmalers Edward H. Lacey (1891-1967), der ihr Talent schon früh förderte. In London, Marseille und ihrem heutigen Wohnort Hastings in Südengland entwickelte Ann Lacey ihre persönliche Neigung in der Tradition der englischen Porträtmalerei.
Wichtig ist der Künstlerin, dass ihre Porträts Charakterstudien sind, das Wesentliche des Abgebildeten widerspiegeln. Der Betrachter soll sich mit dem Sujet identifizieren können. Eine große Vorliebe hegt Ann Lacey für Kinderporträts, sie malt aber auch Landschaften und Stillleben. Als eines ihrer Vorbilder nannte sie einmal den angloamerikanischen Maler John Singer Sargent (1856-1925). Für die Künstlerin hat »jedes Gesicht etwas Schönes«.
2002 wählte Bielefelds ehemalige Oberbürgermeisterin Angelika Dopheide Ann Lacey als Malerin für das Bild aus, das seitdem in der »Oberbürgermeister-Galerie« in der ersten Etage des Alten Rathauses hängt.
Angelika Dopheide sagte damals, die Künstlerin habe »große Geduld« mit ihr als Modell gehabt und urteilte über das Bild, das sie sitzend in einer grünen Jacke zeigt: »Ich bin genau so wieder gegeben worden, wie ich mich fühle.«
Ann Laceys Ziel ist es, ein Stück Persönlichkeit festzuhalten und einen bleibenden Wert für die Erinnerung auch späterer Generationen zu schaffen. Das gilt natürlich auch für ihre Skulpturen. Vermutlich Anfang nächsten Jahres werde sie an der Ziselierung der Rau-Skulptur arbeiten - den letzten Feinheiten.
Johannes Rau ist am 27. Januar 2006 verstorben - offen ist, ob die Skulptur zu seinem einjährigen Todestag aufgestellt werden kann.
Ann Lacey, die Ausstellungen unter anderem in Deutschland, in Frankreich und in England hatte, arbeitet international.
Viele namhafte Persönlichkeiten saßen ihr Modell. In Ostwestfalen hat sie unter anderem Porträts von Bertelsmann-Firmenpatriarch Reinhard Mohn und dessen Frau Liz Mohn geschaffen.

Artikel vom 29.11.2006