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Karstadt verkauft Neckermann

Quelle-Versand ist der Hoffnungsträger -ĂŠAusrichtung auf das Internet

Essen/Frankfurt (dpa). Der Handelskonzern KarstadtQuelle trennt sich wegen der chronischen Umsatz- und Ertragsschwäche im Versandgeschäft von Neckermann. Auch Teile des Spezialversands, einzelne Auslandsaktivitäten von Quelle sowie die Dienstleistungssparte mit Call-Centern und IT-Dienstleistern stehen auf der Verkaufsliste.

Kern des Versandgeschäfts wird Quelle. Finanzielle Probleme als Grund für die Verkäufe wies Konzernsprecher Jörg Howe gestern entschieden zurück. »Wir sind bankschuldenfrei.«
»neckermann.de«, wie der Versand seit Anfang 2006 heißt, soll im kommenden Jahr an die Börse gebracht werden. Geprüft werde darüber hinaus ein Verkauf des Geschäfts.
Hinter der Trennung von Teilen des Versandgeschäfts steht vor allem die Konzentration auf die Bereiche mit den größten Zukunftschancen. »Wir haben mit Quelle und neckermann.de die Nummer 1 und die Nummer 3 im deutschen Versand. Wenn wir uns fokussieren, dann natürlich auf die Nummer 1«, sagte ein Sprecher der Sparte. Quelle soll nun noch stärker auf das Internet ausgerichtet werden und sich zudem neue Vertriebswege über das Teleshopping erschließen.
Für neckermann.de sieht KarstadtQuelle 2007 den Gang an die Börse vor. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass der Konzern dann auf jeden Fall die Mehrheit abgeben wird. In Finanzkreisen hieß es aber, noch lieber als ein Börsenlisting sähen die Essener einen Verkauf des Versenders. Finanzinvestoren seien schon kontaktiert worden. KarstadtQuelle wollte dies nicht kommentieren.
Die Gewerkschaft ver.di befürchtet bei einem Verkauf an einen Finanzinvestor den Verlust von Arbeitsplätzen. »Für die Beschäftigten ist diese Hiobsbotschaft schwierig, aber sie haben schon lange mit einem Verkauf gerechnet«, sagte ver.di-Verantwortliche Dora Riss in Frankfurt. In der Neckermann-Zentrale in Frankfurt arbeiten etwa 800 Beschäftigte, zusammen mit Außenstellen sind es 1500.
Der Universalversand Deutschland mit Quelle und neckermann.de war zuletzt verantwortlich für die hohen Verluste im Versandhandel. Während sich E-Commerce und Spezialversand den Erwartungen des Unternehmens zufolge entwickelten, hinkten Quelle und neckermann.de hinterher. Noch im dritten Quartal wies die Versandsparte einen operativen Verlust von 61 Millionen Euro aus. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zurück. 2007 soll der Geschäftsbereich den Planungen zufolge wieder die Gewinnzone erreichen.
Das Auslandsgeschäft von Quelle soll sich künftig auf Mittel- und Osteuropa sowie den deutschsprachigen Raum konzentrieren. Für die Aktivitäten in Frankreich, Portugal und Spanien würden bereits Verkaufsgespräche geführt, hieß es. In Belgien und den Niederlanden soll Quelle die Geschäfte Anfang 2007 einstellen. Mittelfristig veräußern will der Konzern zudem fünf der 18 Spezialversender. Die Versandhandels-Service Group, bestehend aus 14 Call-Centern, fünf Logistikstandorten und IT-Dienstleistern mit insgesamt 10 000 Beschäftigten will KarstadtQuelle ebenfalls verkaufen oder gemeinsam mit einem Partner weiterentwickeln.

Artikel vom 29.11.2006