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Stephanie in Holzkiste gesperrt

Polizei findet bei Entführer Mario M. abrasierte Haare als Trophäen

In der Kiste musste Stephanie bis zu einer halben Stunde aushalten.

Dresden (dpa). Das von seinem Peiniger immer wieder in eine Holzkiste gesperrte Entführungsopfer Stephanie hat in dem engen Behälter kaum atmen können. Das schilderte gestern im Prozess gegen Entführer Mario M. eine 20 Jahre alte Polizeikommissarin vor dem Dresdner Landgericht.
Der 36-jährige Angeklagte Mario M. hatte zu Prozessbeginn gestanden, die damals 13-jährige Stephanie im Januar entführt und missbraucht zu haben. Während der mehr als fünfwöchigen Gefangenschaft hatte er die Schülerin mehrfach teils bis zu einer halben Stunde in die Holzkiste gesperrt.
Auf Bitten des Gutachters Karl-Ludwig Kröber ließ der Vorsitzende Richter Tom Maciejewski die Originalkiste ins Gericht bringen. Der an Händen und Füßen gefesselte Angeklagte erklärte den Richtern, der Staatsanwältin sowie den Anwälten von Verteidigung und Nebenklage die Lage seines Opfers. Stephanies Vater beobachtete reglos die Szene.
Stephanie war gefesselt und geknebelt in das 94 mal 50 mal 49 Zentimeter große Originalbehältnis gesperrt worden, wenn M. einkaufen ging. Der Entführer habe in seiner Wohnung »Trophäen« aufbewahrt, sagte eine Kommissarin aus. In einer Tasche seien Papierpäckchen gefunden worden, in denen sich abrasierte oder abgeschnittene Haare früherer Bekanntschaften befanden. Die Sammlung reiche viele Jahre zurück. Ein weiterer Ermittler berichtete, die Mutter von Mario M. habe ihren Sohn als »liebenswürdigen Menschen« geschildert.

Artikel vom 29.11.2006