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Borat verärgert
Rumänen-Dorf

»Blödel- statt Dokumentarfilm«

Bukarest (dpa). Im armen rumänischen Karpatendorf Glod, das mehrheitlich von Roma bewohnt wird, könnte es demnächst einen Geldsegen aus Hollywood geben.

Dort wurden die Dorf-Szenen für den Kino-Hit »Borat« mit Sasha Baron Cohen gedreht.
Allerdings sollen die Produzenten die Dorfbewohner, die in großer Zahl als Statisten mitgewirkt haben, über den Inhalt des Films im Unklaren gelassen haben. Zwei von ihnen haben jetzt mit Hilfe des bekannten Anwalts-Duos Michael Witti aus München und Ed Fagan aus New York die Produktionsfirma 20th Century Fox und deren Partner auf insgesamt 30 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagt.
In der Klageschrift, die Witti jetzt den Klägern Spiridon Ciorobea und Nicolae Todorache in Glod erläuterte, wird den Filmproduzenten vor allem Diskriminierung einer international geschützten Minderheit (der Roma) sowie Irreführung und Betrug vorgeworfen. Die Filmleute hätten den Dorfbewohnern erklärt, sie würden in einem Dokumentarfilm mitwirken, der die Situation in ihrem Dorf darstellen solle. Um die Menschen zum Mitwirken zu bewegen, habe man ihnen absichtlich verschwiegen, dass es sich um einen Spielfilm handle, in dem sie als »Dummköpfe, Diebe, Vergewaltiger und Rassisten« dargestellt würden. Dabei habe man den niedrigen Bildungsstand und die Gutgläubigkeit ausgenutzt.
Glod ist ein armes Roma-Dorf in den Südkarpaten. Die etwa 1800 Bewohner leben kümmerlich vom Verkauf der großen Kieselsteine aus dem Fluss Ialomita an Baufirmen und vom Sammeln von Waldbeeren und Pilzen. Das Dorf hat keinen Wasseranschluss und keine Kanalisation. Zum größten Teil leben die Menschen in ärmlichen Hütten. Der Prozess soll am 4. Dezember vor dem Bundesgericht in New York beginnen.

Artikel vom 29.11.2006