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Nordmann, etwas anderes
kommt nicht in die Stube

Qualität gut, Preise stabil, aber das Wetter viel zu warm

Von Michael Diekmann
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Er ist gute zwei Meter hoch, dicht und gleichmäßig gewachsen; seine Nadeln stechen nicht. Und fallen auch nicht vor der Bescherung. »Die Nordmanntanne ist der liebste Baum der Bielefelder«, weiß Michael Borgstedt. In dieser Saison wird Qualität zum stabilen Verkaufspreis geliefert.

Im Freigelände des Blumenhofes in Babenhausen stehen wunderschöne Bäume Schlange. Es ist die Rush-Hour vor dem ersten Advent. Insbesondere Firmen und Verwaltungen müssen noch rechtzeitig beliefert werden. Die Privatkunden kommen erst in der letzten Adventswoche, berichtet Borgstedt. Die Geschmäcker allerdings sind keineswegs verschieden, bestätigen alle Fachleute.
Auf Platz eins rangiert unbestritten die Nordmanntanne. Borgstedt bezieht sie immer wieder frisch aus dem Sauerland; er kennt den Waldbauern, auf dessen kargem Boden die wunderschönen Bäume besonders gut gedeihen. Mehr als 90 Prozent der Bäume werden geschlagen, der Trend zum Ballenbaum ist weiter rückläufig.
Der Grund ist offensichtlich: Die Bäume sind nicht fachmännisch verschult, sondern ohne Rücksicht auf Wurzeln in den Topf gesetzt. Da gibt es auch keine Anwuchsgarantie, ergänzt Manuela Löffelbein, die bei Obi im Gartencenter in Heepen mit ihrem Team allein 5000 Bäume absetzen wird. Weil die Nordmanntanne so gefragt ist, werden andere Arten gar nicht mehr angeboten. Hier kommen die Bäume aus Dänemark oder Polen. Bei 9,90 Euro für einen Zweimeter-Baum spricht die Fachkraft allerdings von Aktionspreisen und Aktionsware (»Die sind nicht ganz so schön«). Für normale Bäume zahlen die Bielefelder mindestens 20, meistens aber 30 Euro. Auf den Preis wird schließlich auch weniger geschaut als auf die Qualität, wissen die Fachbetriebe.
Auch die Stechfichten, im Volksmund Edeltanne genannt, haben weiter einen Markt - bevorzugt im gewerblichen Bereich, aber auch auf der Terrasse. Wer seinen Baum mit der Familie und kleinen Kindern festlich schmückt, legt nicht selten noch ein paar Euro drauf und kauft sich eine »Nobilis«. Diese Tannenart, oft für Kränze geschnitten, ist hautsympathisch und langlebig. Obwohl sich Gartenprofis wie Michael Borgstedt und Hans-Heinrich Kowert bei der »Nadelprognose« in diesem »spätsommerlichen« Advent nicht unbedingt festlegen wollen . . .
»Es fehlen ein oder zwei frostige Nächte«, erklärt Kowert. Wenn die Bäume kurz gefrostet sind, bleiben sie nach dem Schlagen länger frisch und halten die Nadeln besser. In diesem Jahr empfiehlt sich bis zum Fest regelmäßiges Gießen im Ständer.

Artikel vom 29.11.2006