01.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Duftspezialist vor Börsengang

Heute beginnt Zeichnungsfrist für Aktien der Firma Symrise in Holzminden

Von Edgar Fels
Holzminden (WB). Was wäre die Welt ohne Aromen? Ohne Duft- und Geschmacksstoffe? Unsichtbar befinden sie sich in so unterschiedlichen Produkten wie Joghurt, Zahnpasta, Kerzen und Parfüm. Einer der weltgrößten Hersteller von Duft- und Aromastoffen sitzt in Holzminden. Die Firma Symrise will mit Aromen zu einer gesünderen Ernährung beitragen.

Das Debut auf dem Parkett könnte Symrise am 11. Dezember feiern, die Zeichnungsfrist beginnt heute und läuft bis 8. Dezember. Es wird wohl der größte Börsengang des Jahres, für den der Aromenhersteller (weltweit 4800 Mitarbeiter, davon 2000 in Holzminden) jetzt die Werbetrommel rührt. 1,3 Milliarden Euro könnte der Verkauf der maximal 130 Millionen Aktien in die Kasse des Finanzinvestors EQT spülen. Der Chemiekonzern Wacker-Chemie hatte im Frühjahr knapp 1,2 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt. Analysten der den Börsengang begleitenden Bank UBS beziffern den zukünftigen Marktwert von Symrise auf 1,8 bis 2,4 Milliarden Euro.
Der Konzern ging 2002 aus der Fusion der ehemaligen Bayer-Tochter Haarmann & Reimer sowie der Firma Dragoco hervor und ist heute die weltweite Nummer 4 der Anbieter im Markt für Geschmacks- und Geruchsstoffe. Symrise gehört mehrheitlich dem Finanzinvestor EQT, der Finanzierungsgruppe der schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg.
EQT erhielt vor vier Jahren den Zuschlag für die Bayer-Tochter und stach damit im Bieterrennen den Konkurrenten und Weltmarktführer Givaudan aus der Schweiz aus. 1,15 Milliarden Euro setzte Symrise im vergangenen Jahr um. In den ersten neun Monaten dieses Jahres steigerten die Holzmindener den Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent auf 865,3 Millionen Euro. Der operative Gewinn kletterte um 34,3 Prozent auf 192,2 Millionen Euro.
Als Zugpferd für den Aromenmarkt sieht Symrise das Programm »taste for life« - Geschmack für das Leben. Dahinter verbergen sich Stoffe, die Lebensmittel »gesünder« machen sollen. Die Branche spricht von »Functional Food«. Symrise hat Aromen entwickelt, die den Zuckergehalt in Schokoriegeln um 50 Prozent senken sollen. Andere Stoffe verringern den Salz- oder Fettgehalt 30 Prozent. Backwaren würden mit Omega-3-Fettsäuren (Lebertran) angereichert und können sich positiv auf Herz-Kreislauf und Cholesterinspiegel auswirken. Um welche Produkte es sich im Einzelnen handelt, dürfe Symrise nicht sagen, erklärte eine Sprecherin. Die Verfahren seien zum Patent angemeldet.
Symrise verfügt in Deutschland noch über Standorte in Braunschweig, Nordlingen und Rosenheim. Dort werden Getränke-Aromen hergestellt. Neben den Aromen für Süß- und Backwaren sowie Suppen, Soßen und Fertiggerichten stellt Symrise Düfte her, unter anderem für Parfüms von Dior und Hermes. Die Einnahmen aus dem Börsengang will Symrise-Chef Gerold Linzbach vorwiegend für den Abbau der Schuldenlast von 1,4 Milliarden Euro verwenden, die mit der Übernahme durch EQT entstanden waren. »Wir planen keine großen Akquisitionen«, sagte Linzbach. Symrise konzentriere sich auf kleinere Zukäufe, um Know-how hinzuzugewinnen.

Artikel vom 01.12.2006