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Bei Römern überwog
die Germanenfurcht

Schlacht war nahe des Saltus Teutoburgensis

Eine römische Gesichtsmaske, die 1990 bei Ausgrabungen in Kalkriese gefunden wurde.

Bezugnehmend auf den Bericht »Zweifel am Ort der Varus-Schlacht« möchte ich noch einmal für Tacitus Partei ergreifen (vor allem wegen des gekränkten Teiles unserer Sippe, die am Nordhang des Teutoburger Waldes beheimatet ist. . . ). Tacitus beruft sich auf Plinius den Jüngeren und den Älteren. Letzterer war zur Zeit des Varus als Gelehrter am Rhein und berichtet: Die Schlacht habe unfern des Saltus Teutoburgensis stattgefunden.
Saltus ist der Sattel, der höchste Rücken eines Bergzuges. Sechs Jahre nach der Varus-Niederlage fasste der junge Caesar Germanicus (den Titel hatte er von seinem Vater Drusus geerbt) den Plan, den Ort der Schlacht zu besuchen, um die Gebeine der gefallenen Römer zu bestatten. Er beauftragte Caecina, dessen Lager bei Osnabrück vor dem großen Sumpfgebiet lag, die entlegenen (!) Waldgebiete zu durchforschen und über den Moorboden Brücken zu bauen. Tacitus schreibt: ». . . Und nun betraten sie die Unglücksstätte, grässlich anzusehen.«
Tacitus berichtet von zwei Lagern, die sie fanden: ein großes für das ganze Heer, dann ein kleines, das die zusammengeschmolzenen Reste nach dem Freitod des Varus errichtet und bis zuletzt verteidigt hatte. Da sie viele Gebeine im freien Feld liegend fanden, kam mir der Gedanke, dass die römischen Soldaten sich wohl bis in die freie Senne durchgekämpft haben könnten.
Übrigens, einen Kampf um sein Lager bei Osnabrück hatte Caesina später zu bestehen, denn die Germanen, des dortigen Geländes kundig, griffen ihn vom Sumpf her an, wo sie im Wasser stehend ihre riesigen Speere schleuderten. Sie scheiterten aber an den weittreffenden römischen Pfeilschützen, und zwar unter großen Verlusten.
Trotzdem überwog bei den Römern die »Germanenfurcht«. Sie meuterten, so dass Caecina, um eine kopflose Flucht zu verhindern, sich selbst ins Lagertor warf und so einen geregelten Abzug in Richtung Rhein erzwang.
ANNEMARIE KORDACK32052 Herford

Artikel vom 14.12.2006