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Als »Kulturinstitution« unvergessen

Wolfgang Drees wäre am 2. Dezember 80 Jahre alt geworden


Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Als ein Redaktionsteam des WESTFALEN-BLATTS Wolfgang Drees vor fünf Jahren anlässlich seines bevorstehenden 75. Geburtstags einen Besuch abstattete, rief er uns nach gut zwei Stunden beim Abschied nach: »Kommen Sie mich mal wieder besuchen!« Spätestens in fünf Jahren, zum 80., stünde sie wieder auf seiner Matte, versprach die Autorin dieser Zeilen damals.
Am heutigen Samstag wäre es soweit gewesen: Wolfgang Drees wäre 80 Jahre alt geworden. Sein für viele Bielefelder plötzlicher Tod am 27. Juni 2002 riss eine Lücke ins Bielefelder Kulturleben, die noch heute spürbar ist: In den Wandelgängen der Oetkerhalle zum Beispiel, wo man in der Pause gern ein Pläuschchen mit dem Dirigenten, Kulturrezensenten und Ziehvater zahlreicher Nachwuchstalente halten und sich an seiner verschmitzten Art erfreuen würde. Freilich: Wolfgang Drees konnte auch scharfzüngig urteilen, wenn er zu der Meinung gelangte, dass Anspruch und Ausführung nicht im Einklang standen. Das nahm er sich mit dem Selbstverständnis eines kulturgeschichtlich umfassend Gebildeten heraus. Und sein Urteil hatte Gewicht.
Davon haben nicht nur die Jungen Sinfoniker profitiert, deren künstlerischer Leiter Drees seit 1975 war. Er war auch ein Meister darin, musikalische Talente aufzuspüren und dafür zu sorgen, dass ihnen die nötige Förderung zuteil wurde. Sei es in Form von Meisterkursen oder von finanziellen Zuschüssen für den Ankauf eines Instruments. Sponsoren aufzutun, wurde Drees nie müde. Als künstlerischer Berater der Theko-Reihe »Das Junge Konzertpodium« verschaffte er zahlreichen Nachwuchsmusikern ein Auftrittsforum. Nicht zuletzt dank seiner Förderung spielen heute mehrere aus der Region stammende Musiker bei den Berliner Philharmonikern.
Drees, gebürtig aus Münster stammend und in Warendorf aufgewachsen, kam 1962 als erster Kapellmeister ans Bielefelder Theater. Im Zusammenhang mit dem Wechsel des Generalmusikdirektors Mitte der 70er Jahre von Bernhard Conz zu Georg-W. Schmöhe Ɗwurde sein Vertrag nicht verlängert. Wolfgang Drees, der zuvor an den Opernhäusern in Dortmund, Hamburg, Bayreuth und als Assistent von Herbert von Karajan an der Wiener Staatsoper Erfolge gefeiert hatte, blieb in Bielefeld und wurde so etwas wie eine Institution.
Seine musikalischen, pädagogischen sowie publizistischen Fähigkeiten waren gefragt und sind bis heute unvergessen.

Artikel vom 02.12.2006