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Mehr als »Männersachen«Roger Cicero und Band präsentieren deutschen Swing mit Augenzwinkern
Bielefeld. Roger Cicero beschäftigt sich swingend mit »Männersachen« - so der Titel seines Erfolgsalbums. Am Dienstag, 9. Januar, gastiert er von 20 Uhr an mit seiner Bigband in der Bielefelder Oetkerhalle. Im Interview mit Klaus Gosmann verrät der Sänger, wie er zur Musik kam.

Wie ist die Idee entstanden, Bigband-Musik zu machen? Das gehört ja zum Jazz und Swing, und ich hatte mit Bigbands schon viel in meinem Leben zu tun. Als erstes im Bundesjugendjazz-Orchester, in dem ich zwei Jahre gesungen habe. Insofern war das gar nicht so weit hergeholt. Das Neuartige an der Idee war, das auf Deutsch zu probieren.

Wie funktionierte die Zusammenarbeit mit Texter Frank Ramond in der Praxis? Er sollte ja Texte schreiben, die zu dir passen...Er hat mich nur kurz kennengelernt, dann auf der Bühne gesehen und kam schon mit den ersten zwei Texten an: Das waren bereits Volltreffer. Ich war total erstaunt, was er geschrieben hat, weil ich meinte: Er kennt mich eigentlich gar nicht, woher weiß der das?

Du hast auch andere Sachen gemacht -Ê»Soulounge«, »Jazzkantine« -Ê, die sehr funky waren. Wird das ein Standbein bleiben oder bleibst du erst mal in der Bigband-Schiene?Im Moment sieht es so aus, dass es dabei bleibt. Wir werden ein weiteres Album in dieser Richtung aufnehmen. Das wird dieselbe Band bleiben, derselbe Arrangeur und dieselben Produzenten.

Gitarre war Dein erstes Instrument. Wie kam es als Sohn des prominenten Pianisten Eugen Cicero zu dieser Wahl? Meine Eltern haben es versucht: Mit vier haben sie mich in den Klavierunterricht gesteckt. Ich fand's furchtbar und habe mich so gesträubt, dass meine Mutter - als ich fünf war - ein Einsehen hatte, und mich da rausgeholt hat. Dann war ein paar Jahre Sense. Als ich zehn war, wurde noch mal im Familienrat diskutiert, mit welchem Instrument ich anfange. Also nicht ob überhaupt, sondern mit welchem.

Aber du hattest signalisiert, dass du es wolltest? Nein, das war eher die Entscheidung meiner Mutter, die signalisiert hat, dass sie das wollte. Ich fand das mit der Gitarre nicht schlecht. Als ich E-moll und D-Dur beherrschte, wurde das erste Lied gelernt - »Lady in black«. So ging das mit dem Singen los.

Stimmt es, dass Caterina Valente deine Patentante ist? Ich dachte das viele Jahre, weil mir mein Vater das immer erzählt hat. Ich habe das irgendwann mal erwähnt, und das ist im Pressetext gelandet, den auch meine Mutter bekam, nachdem die ersten 800 Exemplare bereits gedruckt waren. Sie rief mich dann an: »Du, schöne Fotos, aber wie kommst Du eigentlich darauf, dass Caterina Valente deine Patentante ist?« Das war dann doch falsch, weil ich rumänisch-orthodox getauft bin wie mein Vater. Catrin hätte sich als Patin extra umtaufen lassen müssen. Sie fand die Idee zwar nett und hätte es gern gemacht, aber das war ihr doch zuviel.

Hast du bereits Resonanz bekommen von den Altvorderen des deutschen Swing, etwa Paul Kuhn und Co.? Nein, noch nicht. Aber Bill Ramsey war bei meinem allerersten Showcase. Das Konzert war für mich eine etwas schwierige Erfahrung. Er saß in der ersten Reihe neben meiner Mutter und hat und mich völlig grimmig angesehen hat, während ich sang. Immer bei einer Pointe habe ich auf Bill geguckt, und er verzog keine Miene. Wenn am Ende eines Songs applaudiert wurde, habe ich schließlich nicht mehr auf ihn geschaut, weil ich mich nicht mehr traute. Mir wurde später gesagt, dass er immer wie wild applaudiert hat, total euphorisch. Hinterher kam er zu mir und war völlig begeistert.

Wie erklärt sich diese Diskrepanz? Ich habe ihm gesagt, wie ich das wahrgenommen habe. Dann meinte er: »Ich musste mich so angestrengt konzentrieren, um das alles mitzukriegen.« Er hört halt nicht mehr so gut. Und bei ihm wird -Êwie bei vielen, wenn sie sich stark konzentieren -Êdie Miene ganz einfach grimmig...

Artikel vom 15.12.2006