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Neue Job-Chancen in der Landwirtschaft

200 Jugendliche haben bereits eine Berufsausbildung zur »Fachkraft Agrarservice« begonnen

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Mäh- und Erntefahrzeuge sind Maschinen-Riesen. Nicht jeder Landwirt kann sie bedienen, geschweige denn bezahlen. Hier springt der Lohnunternehmer in die Bresche. Mit der Fachkraft Agrarservice gibt es seit 2005 den passenden Ausbildungsberuf dazu.

Timo Müller aus Harsewinkel ist einer von drei Auszubildenden in diesem jungen Beruf im Kreis Gütersloh, bundesweit sind es 220. Bei Lohnunternehmer Jörg-Henrik Goldbecker aus Steinhagen und dessen Vater Gerhard Goldbecker als Ausbilder ist er tagtäglich mit den unterschiedlichsten Landmaschinen in Kontakt, vom kleinen Trecker bis zum Mega-Ernter.
Der 18-Jährige bringt neben seinem Hauptschulabschluss (Typ B) gutes technisches Verständnis mit und darf schon vieles selbstständig erledigen, auch wenn er die dreijährige Lehre erst im August begonnen hat.
Und auch das hat Timo Müller schon kennen gelernt: Wer als Fachkraft Agrarservice für die Landwirtschaft arbeitet, der muss sich im Arbeitsalltag auch nach deren Rhythmen richten. Sprich: in der Erntezeit ist für Lohnunternehmer Hochsaison mit langen Arbeitstagen, im Winter kann es schon mal etwas ruhiger zugehen.
Zu den Aufgaben einer Fachkraft für Agrarservice gehören neben dem Bedienen und Warten der vielfältigen Landmaschinen auch Grundkenntnisse in der Pflanzenkunde. »Von der Saat bis zur Ernte ist der Ackerbau meist komplett ausgegliedert«, berichtet Gerhard Goldbecker.
Zudem erwerben Auszubildende auch den so genannten Sachkundenachweis Pflanzenschutz, also Kenntnisse im Bereich umweltgerechtes Düngen und Schützen. Ergänzt wird das Berufsprofil durch die Aspekte Dienstleistung und Service. Jährlich zwölf Wochen Blockunterricht vervollständigen die Ausbildung: für NRW im Haus Riswick in Kleve, der Lehr- und Versuchsanstalt der Landwirtschaftskammer.
Seit 2005 gibt es die Fachkraft Agrarservice, zunächst noch bis 2009 in der Erprobungsphase. Doch am grundsätzlichen Bedarf besteht laut Landwirtschaftskammer und Lohnunternehmerverband kein Zweifel.
In Nordrhein-Westfalen gibt es 5500 Mitarbeiter in Lohnunternehmen, und die brauchen qualifizierten, spezialisierten Nachwuchs. Allein in OWL gibt es nach Schätzung von Gerhard Goldbecker 40 potentielle Ausbildungsbetriebe. Und die sollten sich schon im eigenen Interesse um die Anerkennung als Ausbildungsbetrieb bemühen.
www. Landwirtschaftskammer.de
www.lohnunternehmen.de

Artikel vom 02.12.2006