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Händler zeigen Zuversicht

Weihnachtsgeschäft kurz und heftig

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Kürzer geht es nicht: Der vierte Adventsonntag fällt in diesem Jahr auf Heiligabend. Alle Christkindchen und Weihnachtsmänner müssen sich demnach beeilen, wollen sie am 24. Dezember nicht ohne Geschenk unter dem Weihnachtsbaum stehen.
Stefan Genth wünscht dem Handel ein paar kalte Tage. Foto: Borgmeier

Der OWL-Einzelhandel setzt trotz der Kürze nach Aussage von Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer der Branche in der Region, große Hoffnungen auf das Weihnachtsgeschäft. In vielen Gemeinden komme erstmals seit der Nachkriegszeit im Dezember ein offener Adventssonntag hinzu. Auch werde vor allem die Lebensmittelbranche die gesetzliche Chance nutzen und am 24. Dezember -Êin diesem Jahr ein Sonntag -Êvielfach bis 14 Uhr öffnen.
Bislang sei der Konjunkturaufschwung bei den meisten Händlern »nur gefühlt«, erklärte Genth gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Üblicherweise sei der dritte Sektor der Wirtschaft der letzte, der von einer Trendwende erreicht werde. Bislang hätten die Verkäufe - und erst recht die Gewinne - im Jahresverlauf nur stagniert. »Wenn es sehr gut läuft, schaffen wir noch ein knappes Prozent«, meinte Genth.
Der Einzelhandel erzielt ein Fünftel seines Umsatzes im Weihnachtsgeschäft. In OWL sind das zwei von insgesamt zehn Milliarden Euro. Dies entspricht, so Genth, ziemlich genau dem Einzelhandelsumsatz der Stadt Bielefeld in einem Gesamtjahr. Auch die Zahl der Beschäftigten -Êetwa 70 000 -Êsteigt in dieser Zeit um 10 bis 20 Prozent. Den größten Teil der Aushilfen stellten ehemalige Beschäftigte, die ihren Job mit Rücksicht auf die Familie vorübergehend aufgaben. Sie hielten so Kontakt zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber und seien hochmotiviert.
Dass ein größerer Anteil an den Weihnachtseinkäufen über das Internet getätigt wird, muss nach Ansicht von Genth kein Grund zur Sorge sein. 2006 werden die Internet-Einkäufe bundesweit um zwölf Prozent auf 16,3 Milliarden Euro steigen. 4,1 Milliarden Euro entfallen auf das Weihnachtsgeschäft. Trotz der großen Steigerungen liegt der Umsatzanteil des E-Commerce Genth zufolge allerdings erst bei drei Prozent.
»Kalt soll es werden«, wünscht sich Genth für die nächsten Tage. Die Textilbranche habe unter dem feuchtkalten Frühling und den warmen Monaten Oktober und November gelitten. Ein ordentliches Weihnachtsgeschäft täte ihr gut, meinte Genth, der im übrigen an eine Fortdauer des Nachfragebooms nach Flachbildschirmen glaubt: »Der Preis ist auf ein Niveau gefallen, das man als ÝfamilientauglichÜ bezeichnen kann.«

Artikel vom 28.11.2006