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Gazprom will Preise erhöhen

Russen: 15 Prozent mehr für Erdgas

Essen (dpa/WB/ef). Der russische Gasproduzent Gazprom will seine Exportpreise für Europa im kommenden Jahr um etwa 15 Prozent erhöhen, dürfte damit aber auf heftigen Widerstand stoßen.

»Wir haben mit Gazprom langfristige Gasbezugsverträge, in denen der Preis an Wettbewerbsenergien gebunden ist. Damit folgen auch die Importpreise für russisches Gas der Ölpreisentwicklung«, sagte der Sprecher des deutschen Gasimporteurs E.ON Ruhrgas, Helmut Roloff, gestern dieser Zeitung.
»Es bleibt bei der guten Nachricht, dass E.ON Ruhrgas zum Jahresanfang 2007 die Lieferpreise für Regionalversorger und Stadtwerke senkt«, betonte Roloff, schränkte aber ein: »Wir können die Pläne von Gazprom zu diesem Zeitpunkt nicht beurteilen.« E.ON Ruhrgas bezieht 28 Prozent seines Erdgases von Gazprom.
Unternehmensnahe Kreise des russischen Energieversorgers bestätigten gestern in Moskau, Gazprom plane, den Preis für europäische Versorger von derzeit etwa 250 Dollar (190 Euro) je 1000 Kubikmeter Gas auf 293 Dollar zu erhöhen. Zudem wolle der vom Kreml kontrollierte Konzern will im kommenden Jahr seine Exporteinnahmen um etwa 20 Prozent auf die Rekordhöhe von 46 Milliarden Dollar steigern. Die Exportmenge für die Abnehmer in Europa solle demnach von 151 Milliarden Kubikmeter auf knapp 158 Milliarden Kubikmeter erhöht werden.
Moskauer Analysten reagierten gestern überrascht und bezeichneten die Preiserhöhung als »aggressiv«. Offiziell teilte Gazprom mit, man könne keine internen Zahlen vor der Sitzung des Aufsichtsrates an diesem Mittwoch kommentieren. Mit Burckhard Bergmann sitzt auch der Vorstandschef von E.ON Ruhrgas im Aufsichtsrat von Gazprom. Bergmann äußerte sich gestern nicht öffentlich.
Nach Einschätzung des Gasversorgers Wingas - ein gemeinsames Unternehmen von Gazprom und Wintershall - wird die Ankündigung keine Auswirkungen auf Deutschland haben. Die Preise, die Wingas an der deutschen Grenze für russisches Erdgas zur Versorgung seiner Kunden bezahle, seien in langfristigen Importverträgen (bis zum Jahr 2030) geregelt, sagte ein Unternehmenssprecher in Kassel. Der Westen Europas befinde sich bereits auf einem hohen Preisniveau. Bei der Ankündigung von Gazprom gehe es wohl eher um die Anhebung der Preise in einigen osteuropäischen Ländern.

Artikel vom 28.11.2006