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Leverkusen redet sich stark

Aber von ihren Fans wollten die Sieger nichts wissen

Leverkusen (WB/dpa). Sie hatten endlich wieder ein Heimspiel gewonnen, aber mit ihren Fans wollten die Profis von Bayer Leverkusen das 3:1 gegen Energie Cottbus nicht feiern.
Das Abstrafen der eigenen Anhänger war eine Frage der Ehre für die Spieler. »Das ist unsere Reaktion auf das Verhalten der Fans gegen Tottenham Hotspurs gewesen«, sagte Mittelfeldspieler Simon Rolfes zum Protest. »Wir fanden es nicht gut, wie sie uns behandelt haben.« Nach dem Medien-Boykott bei Schalke 04 ist diese Trotzreaktion eine neue Variante der Selbstverteidigung von Bundesliga-Kickern gegen vermeintlich ungerechtfertigte Kritik.
Die Werkself war nach dem ersten Erfolg in der BayArena nach drei Niederlagen in den Katakomben verschwunden - ohne nach dem Abpfiff wie üblich vor die Fans zu treten. Beim 0:1 im UEFA-Cup-Spiel gegen Tottenham hatten die Bayer-Getreuen ihr Team ausgepfiffen und eine Ablösung von Trainer Michael Skibbe und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser gefordert.
Allerdings hatte der missratene Europacup-Auftritt auch den sonst so verständnisvollen Sportdirektor Rudi Völler auf die Palme gebracht und zum Eingreifen animiert. »Es war ein unwahrscheinlich wichtiger Sieg nach schlechten Leistungen. Jetzt haben wir uns in der Tabelle erstmal im Mittelfeld festgesetzt«, meinte Völler, der die Partie gegen Cottbus zum »Charaktertest« und »Champions-League-Finale« hochgeredet hatte.
Als eine Art der überzogenen Selbsteinschätzung erscheint nun die übertrieben positive Beurteilung der Bayer-Leistung. »Wenn wir bei Dinamo Bukarest so auftreten, wie in den 70 bis 80 Minuten gegen Cottbus, dann werden wir in Rumänien einen Punkt einfahren«, erwartet Völler ein Erfolgserlebnis morgen im UEFA-Cup-Gastspiel, dem am Samstag das Bundesliga-Duell mit Arminia in der Bielefelder SchücoArena folgt. Abgesehen von den drei Treffern durch Sergej Barbarez (19.), Rolfes (66.) und Andrej Woronin (79.) gab es tatsächlich auch gegen Cottbus viel Leerlauf.
Davon wollte aber Chefcoach Skibbe nach dem Sprung auf Platz zehn nichts wissen. Er möchte nun die Liga aufmischen und dazu gehört nach eigener Einschätzung auch ein Sieg in Bielefeld: »Wir sind so stark, dass wir eine Serie starten und uns vorne ranpirschen können«, sagte der Bayer-Trainer.

Artikel vom 28.11.2006