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Daum ist da und Köln
feiert ein Volksfest

8000 Zuschauer begrüßen den FC-Rückkehrer

Köln (WB/dpa). Der Weg zurück in die erste Fußball-Liga ist noch sehr weit, aber Volksfeststimmung erzeugt der 1. FC Köln auch als zweitklassiger Klub. Der Grund hat einen Namen: Christoph Daum. Die Rückkehr des Lieblingstrainers der »Geißböcke« vollzog sich gestern unter großem Rummel.
Begleitet von vielen Kameras und der erstaunlichen Trainingskulisse von etwa 8000 Zuschauern nahm der mit Sprechchören gefeierte 53-Jährige offiziell seine Arbeit beim Traditionsverein auf. »Ich stelle mich nicht auf den Feldherrenhügel, sondern bin Teamarbeiter. Fußball ist kein Hokuspokus, sondern ein seriöses Geschäft«, sagte der Hoffnungsträger mit Bezug auf den Personenkult der vergangenen Tage.
Die Hoffnung auf eine erfolgreichere Zukunft lockte die Anhänger in Scharen zum ersten öffentlichen Training in das RheinEnergieStadion. Von einer normalen Übungseinheit konnte keine Rede sein: Ohne Unterlass schrieb Daum Autogramme und fand keine Zeit für eine Ansprache an die Mannschaft. »Gut, dass in Köln ein starker Mann als Cheftrainer arbeitet. Es ist schön, ein wenig Show-Business zu veranstalten. Aber das muss sich in den nächsten Wochen normalisieren«, sagte Profi Thomas Broich.
Der FC liegt zwar bereits sechs Punkte von einem Aufstiegsplatz entfernt, wähnt sich aber nach der Unterschrift von Daum unter einen Vertrag bis 2010 auf dem richtigen Weg. Voller Zuversicht führte ihn Manager Michael Meier ein: »Wir haben ihn nicht nur wegen seiner Magie, sondern auch wegen seiner Fähigkeiten eingestellt. Er wird es hinbekommen.« Wohlweislich verzichtete Daum aber auf große Versprechungen: »Mein Credo lautet: mehr halten als versprechen.«
Bis zur Winterpause gibt er seinen Profis die Chance, sich zu empfehlen. Bleibt der Aufwärtstrend aus, wird der FC auf dem Transfermarkt aktiv. »Die finanzielle Situation ist gut. Es sind noch Rücklagen aus dem Podolski-Transfer vorhanden«, sagte Daum.
Der Trainer erläuterte nochmals die Gründe für den Sinneswandel zu Gunsten seines ehemaligen Vereins, dessen Angebot er nach einer Halsoperation aus gesundheitlichen Gründen zunächst abgelehnt hatte: »Nach der Absage war bei uns zu Hause Totentanz. Da habe ich eine Pro- und Contra-Liste erstellt. Sie wurde immer länger. Aber am Ende entscheidet auch bei solchen Listen das Herz.«
Trotz seiner Vergangenheit befürchtet er keine Nachteile. Sechs Jahre nach der positiven Haarprobe in der Kokain-Affäre und seiner Flucht nach Amerika mag er darüber nicht mehr reden. Ob der deutsche Fußball wieder bereit sei, ihn aufzunehmen, wurde der Rückkehrer gefragt. »Die Richtung dieser Frage ist tendenziös. Ich habe mich jederzeit in der Lage gesehen, wieder in Deutschland zu arbeiten«, antwortete Daum.
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Artikel vom 28.11.2006