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Kein Hals-, nur Beinbruch
Lebensretter Motorrad-Airbag - Goldwing mit Prallsack nun im Handel
Es kracht, Glas splittert: Das Motorrad prallt mit 72 Stundenkilometern frontal auf ein querstehendes Auto.
Im Echtfall hätte der Biker mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen Genickbruch sowie tödliche Kopfverletzungen erlitten. Doch in diesem Fall sitzt ein Dummy, eine Testpuppe am Lenker - und das Motorrad hat einen Airbag.
Sensationelles Resultat des Härtetests: Der Fahrer hätte den Unfall mit einem doppelten Schienbeinbruch und somit recht glimpflich überstanden. »Das ist ein fast unfassbar positives Ergebnis«, sagte der Leiter des ADAC-Technikzentrums in Landsberg, Wilfried Klanner, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Seit Oktober ist Hondas Dickschiff der sichereren Art nun in Deutschland im Handel.
Kostet der Super-Luxustourer in der Basisausführung (mit Komforpaket) 25 640 Euro, so kommen in der Variante mit Airbag (die stets auch ein Navigationssystem einschließt) noch 3000 Euro hinzu (alles inklusive 19 Prozent Mehrwehrtsteuer). Ob das Publikum bereits ist, dies für das Sicherheitsplus zu zahlen, wird sich in Richtung Frühjahr schnell zeigen, wenn Händler und Kunden wieder verstärkt ordern. Bei Honda geht man derzeit von 50 bis 70 Prozent Prallsack-Bestellungen aus.
Auf jeden Fall ist die Goldwing das bisher einzige Motorrad weltweit, das ab Werk mit Airbag erhältlich ist. Selbst bei Honda, dem weltgrößten Motorradhersteller, sind derzeit noch keine anderen Modelle mit dieser Sicherheitsausstattung in Sicht. »Das bedarf einer speziellen Fahrzeugentwicklung«, sagt Aaron Lang von der Honda-Pressestelle, »das kann man nicht einfach anbauen«.
Die großrahmige Goldwing mit ihrem 1,8-Liter Sechszylinder (87 kW / 118 PS) bot sich da wegen der großzügigen Platzverhältnisse als Technologieträger an. Dies auch, »weil sie als großer Tourer eine relativ sicher definierte Sitzposition« bietet, wie Lang es sagt. Auf einer Goldwing sitzt man halt kommod, da turnt niemand rum wie auf einem Supersportler im Rennen. Die Ingenieure konnten also bei allen Berechnungen zum Airbag den Aufprallpunkt des Fahrers mit einer gewissen Zuverlässigkeit bestimmen.
Der Airbag ist zwischen Sitz und Lenker an der Stelle angebracht, wo bei anderen Motorrädern der Tank sitzt. Und die ADAC-Tester berichten nur Gutes über die Sicherheitsfunktion. »Der Airbag legt sich wangenförmig um den Kopf, das ist wirklich vertrauenswürdig«, betont Klanner. Selbst wenn der Aufprallwinkel etwas von 90 Grad abweiche und das Motorrad nicht genau senkrecht auf den Widersacher treffe, biete das Luftkissen noch Schutz. Es könnte, wäre es Standard, jeden fünften tödlichen Motorradunfall verhindern, schätzt der Leiter des ADAC-Technikzentrums: »Das ist ein Meilenstein für die Motorradsicherheit.« (sd/ist)

Artikel vom 03.02.2007